Andechs im Mittelalter
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Impressum

        Berthold von Andechs, Patriarch von Aquileja

Erzbischof von Kalosca, Banus von Dalmatien - Kroatien, Obergespan von Bacs und Bodrog, Voivode von Siebenbürgen, so lauteten die Titel, während seiner Mitregierungszeit in Ungarn, an der Seite seiner Schwester Gertrud.
1213, als Gertrud ermordet wurde, entkam er knapp den Nachstellungen. Wir wissen nicht, wo er sich bis 1218 aufgehalten hat. In diesem Jahr wurde er von Papst Honorius III als Patriarch in Aquileja eingesetzt.

 aquileja  Basilika zu Aquileja, Foto Gautier

Aquileja

das antike Venedig im keltischen Ufernoricum. Seit 183 v Chr römische Provinz. Brücke zum Orient. Hier hat Kaiser Augustus mit großem Pomp den Verfolger Jesu empfangen:  König Herodes.

Die Lage am Meer begünstigte die kaufmännische - und strategische Funktion der Stadt, die auch durch günstige Verkehrswege auf dem Lande zu erreichen war. Nach Genua, nach Concordia, nach Laibach,  nach Klagenfurt, Lienz, Triest etc. Schiffe erreichten die Stadt durch einen Flußlauf. Der Kai war 5oo Meter lang, der Hafen mit Zugangsstiegen, Ladebühnen, Lagerhäusern ausgestattet. Die elegante Säulenreihe mit korinthischen Kapitelen zeugt heute noch von dem vornehmen Forum Romanum. Hier traf man sich, schloß Geschäfte ab und erfuhr Neuigkeiten.
Mit der völligen Zerstörung der reichen Stadt durch die Hunnen, floh die Restbevölkerung in die Lagunen vom heutigen Venedig. Venedig übernahm allmählich die Funktion der Handelsstätte.                                                

mosaik
 Kampf zwischen Hahn und Schildkröte. Hahn - Symbol der Wachsamkeit,
Schildkröte - ist stumpf, schwerfällig,  Licht - Finsternis
mosaik
Der Pfau ist Symbol der Wiederauferstehung
Mosaike aus der Frühchristlichen Kirche Aquileja

 Das Patriarchat

Erhalten blieb in Aquileja die Stellung als Bischofssitz, von Byzanz autorisiert zur Missionierung des Nordens. - Georgs - Andreas - Kassians - Stephanskirchen.
Kaiser Karl d Gr hatte das Gebiet zum größten kirchlichen und weltlichen Fürstentum erhoben, nach seinem Sieg über Desiderius den Langobardenkönig und dessen Schwiegersohn Tassilo. Als Hinterland bekam Aquileja Friaul, Venetien, Istrien, Kärnten, Krain.

 karte

Zum Bereich des Patriarchen gehörten siebzehn Suffraganbistümer.
Belluno,Ceneda, Citta Nova d`Istria, Como, Concordia, Feltre, Mantua, Padua, Pedena, Porec, Pula, Treviso,
Trient, Triest, Verona, Vicenca.

Die Residenz der Patriarchen war, bis Patriarch Berthold sie nach Udine verlegte, in der alten Langobardenstadt Cividale.

            münze            münze
Münzen des Patriarchats, Aquileja

                                     
Patriarch Berthold

Zu Bertholds Zeit stand das Patriarchat auf dem Höhepunkt seines Ansehens. Er selbst galt als höchstes kirchliches Oberhaupt, gleich nach dem Papst. ( Diplom zu Tivoli  1221)
Anläßlich der Kaiserkrönung zu Rom 122o, aber auch bei anderen Gelegenheiten, umgab er sich mit großem Prunk. Er erschien im Geleit von zweitausend Reitern und ließ sich von seinen Vasallen, den Herzögen von Kärnten und Österreich als Mundschenk und Truchseß bedienen. ( 1 ) Papst Innozenz IV nannte ihn den „zweiten Papst“. Sein Rat als Reichs - und Kirchenfürst hatte großes Gewicht.
Besonders im Jahr 123o bemühte er sich monatelang mit seinen Brüdern zusammen um den Frieden zwischen Kaiser und Papst in Rom, Foggia, San Germano, Agnani.
Der Kaiser bescheinigte ihm „ grenzenlose Ergebenheit, mit welcher er zu seinem und des Reiches Diensten immer und überall bereit war, sich sogar Gefahren auslieferte.“( 2 )

 residenz  
Tempietto Longobardo, Cividale, Foto A.Göring

Seine Residenz befand sich bis er sie 1238 nach Udine verlegte, in Cividale, der ehemaligen Langobardenhauptstadt. 

psalter        psalter

Das Museum bewahrt noch die beiden prächtigen Gebetbücher der Hl Elisabeth - Egbert- und Elisabethpsalter - dem Kapitel zu Cividale von Patriarch Berthold geschenkt. Dem Kloster San Maria in Valle und dessen Besitzung in Prepotto gewährte Patriarch Berthold großzügige Zuwendungen.( 3 )
In den Jahren 1232 und 1235 erlebte Cividale und Umgebung eine aufregende Zeit.
Kaiser Friedrich II hielt wichtige Reichstage ab und war zu Gast bei seinem persönlichen Freund, dem Patriarchen. ( 3 )
 Bekanntlich  reiste der Kaiser mit exotischem Pomp:  „es folgten ihm viele vierspännige Wagen mit Gold und Silber beladen..... auch viele Sarazenen und dunkle Äthiopier, die sich auf mancherlei Künste verstanden und als Wache dienten für Geld und Schätze er führte mit sich Kamele, Löwen, Dromedare, Affen, Leoparden und, - wie Albertus Magnus erzählt - ein höchst wunderbares Tier, das man in Europa noch nie gesehen hatte: eine Giraffe. (4)
Mit diesem Geleit und großzügigen Geschenken bemühte sich der Kaiser, alle Welt zu beeindrucken.
Viele Bischöfe und Reichsfürsten glänzten mit ihrer Anwesenheit zu dem denkwürdigen Reichstag zu Aquileja 1232.
 Im wesentlichen Mittelpunkt stand des Kaisers Sohn, König Heinrich VII, der in Deutschland eine geradezu progressive Entwicklung geduldet hatte und in kaiserlichen und fürstlichen Gehorsam gezwungen wurde. (Statutum in favorem prinzipum = Einschränkung der Königsrechte, Fürsten wurden Landesherren.)
 Die Reichsfürsten, an erster Stelle Berthold der Patriarch, ( auch Bischof Ekbert ) übernahmen die Bürgschaft für den jungen König. Aber als dieser im Verlauf der nächsten Jahre die Erwartungen nicht erfüllte, waren es Berthold der Patriarch und sein Bruder, Bischof Ekbert von Bamberg, die ihn in die tragische Gefangenschaft nach Apulien geleiteten.
 In den Beschlüssen von Cividale, Udine, Aquileja, kann man d e n Wendepunkt in der deutschen Geschichte markieren: „Die Entwicklung von der Monarchie zur Fürstenaristokratie, von der Reichseinheit zur föderalistischen Zersplitterung.“ ( 5 )
 In Oberitalien hatte sich die Bürgerverantwortung in den Städten unter kirchlicher Regie viel freier entfalten können. Der Kaiser wandte sich energisch gegen solche Bewegungen in Deutschland, er wollte, wie auf Sizilien, den zentralistischen Beamtenstaat. ( 1231 Konstitutionen von Melfi ) Damit lud er allerdings den Zorn des Papstes auf sich.
 Da er kein eigenes Heer hatte, bürgerte sich Patriarch Berthold in Padua ein. Er mußte da zehn Paläste bauen,  jeden im Wert von 1o ooo Scudi.

santo
Padua, Kirche des Hl. Antonius, Santo 1232
Einen davon kann man noch in der Patriarchengasse gegenüber St Peter sehen ( 6 ). Dafür erhielt er militärischen Schutz.
Zusätzlich gewährte er den Paduanern auf seinem Gebiet bedeutende Handelsvorteile.

Im Verlauf der Jahre konnte Patriarch Berthold in Padua die Gründung der Universität erleben, 1222, das Wirken des Hl Antonius, + 1231, den Baubeginn des Santo 1232.
Santo Padua, Patriarch Berthold war Zeitgenosse des Hl Antonius
 
Der eindrucksvolle Palazzo Ragione war 1219 schon fertiggestellt.

    padua
      Elisabethkirche in Slovenj Gradez, vom              Patriarchen gebaut
    pankratius
      Pankratiuskirche auf dem Burghügel von Slovenj Gradez

 In Padua erhielt Kaiser Friedrich II die Nachricht von seiner zweiten Exkommunikation.

„ Friedrich hatte sich in das Kloster San Giustina, am Rande der Stadt  zurückgezogen, um dort den Winter in Ruhe zu verbringen.“ Auch hier mit  „Falken, Jagdhunden, fünf Leoparden,  vierundzwanzig Kamelen und mit dem berühmten Elefanten, der für seine Sanftmut und seine guten Manieren bekannt war.    

 Der Kaiser erschien“ ( am Palmsonntag 1239 ) „ im Purpurgewand, die Krone auf dem Haupt unter den spielenden und feiernden Bürgern im Prato della Valle und bemühte sich, die Bevölkerung für sich zu gewinnen.“ ( 7 )

Zur selben Stunde verhängte der Papst mit zornbebender Stimme den zweiten Kirchenbann, der von allen Kirchendienern in der gesamten Christenheit verkündet werden mußte.
Patriarch Berthold weigerte sich, den Kirchenbann bekannt zu geben und trat offen auf die Seite seines Kaisers. Das brachte auch ihm vorübergehend die Exkommunikation.

Grabplatte
Grabplatte des Patriarchen in der Basilika zu Aquileja
Sicher gehörte Patriarch Berthold auch in Padua zu den Ratgebern des Kaisers. Aber bald - und gerade hier - bahnte sich die verhängnisvolle Trennung an.   
Die Angriffe gegen den Patriarchenstaat durch den grausamen Schwiegersohn des Kaisers, Ezzelino da Romano, konnte nicht mehr ohne militärische Gegenwehr hingenommen werden. Auch die Trevisaner wurden immer feindseliger, ebenso der Görzer Graf, der Herzog von Österreich und der kärntner Herzog.

 Sollte der Patriarchenstaat seine Aufgabe als Brücke zwischen Italien und Deutschland,
( Alpenübergänge ) zwischen Kaiser und Papst ( Vermittlung ) wahrnehmen, bedurfte er der Unterstützung, vor allem durch den Kaiser, nicht der Anfeindung.


 

Venedig

Venedig nutzte die kritische Situation, um seine Handelsvorteile im Patriarchat weiter auszubauen. Seit 1162 lieferten die Patriarchen jährlich einen Ochsen, zwölf große Schweine und zwölf große Brote an die Seestadt. ( 8 ) Patriarch Peregrin war um 12oo zusätzlich auf die Bedingung eingegangen, in Venedig Bürgerrecht und Grundbesitz zu erwerben. Erhalten ist noch die griechisch orthodoxe Kirche San Giorgio dei Greci.
Patriarch Berthold erneuerte einige frühere Abmachungen. Auch er war, wie seine Vorgänger, auf Venedigs Schutz angewiesen und mußte dafür bezahlen. Aquileja besaß nämlich die günstigsten Alpenübergänge:
1. Udine - Gemona - Pontebbapaß - Gailtal - Villach, das war der Canal di Ferro.
2. Tolmezzo - Plöckenpaß - Oberdrauburg.
3. Cividale - Isonzotal - Predil.

Dazu kommt die vielgenutzte West - Ostverbindung: Italien - Ungarn. Und die Häfen.
Zunehmend wurden die Häfen und Märkte in Friaul und Istrien durch Handelsleute aus Venedig, auch aus Florenz, Siena, übernommen. Sie erhielten Straßenmauten als Pfand. So brachten sie allmählich das gesamte Geld - und Wechselgeschäft in ihre Hände( 8 ). Und der Patriarchenstaat wurde dementsprechend geschwächt.
Unter Bertholds Nachfolger Gregor di Montelongo, dem Guelfen und tödlichen Kaiserfeind, wurde das Patriarchat überdies völlig von deutschem Einfluß abgetrennt.
Ende des Patriarchenstaates 1445. Die weltliche Herrschaft ging an Venedig, der Patriarch erhielt nur noch eine jährliche Summe.

 

Die Görzer Verwandtschaft

Auch die Grafen von Görz, Vögte des Patriarchats, Verwandte des Andechser Hauses, verpaßten keine Gelegenheit, ihren Vorteil zu erreichen. Wie es gerade paßte, verbündeten sie sich mit Ezzelino, mit Treviso, mit den Grafen von Tirol. Aus dieser Stärke heraus konnten sie dem Patriarchen Zugeständnisse abringen.
 
 
 
   Berthold III v Andechs + 1185  OO Hedwig v Baiern - Dachau
  Markgraf v Istrien                         I
               _____________________________
  Berthold IV + 12o4                               Mathilde + 1195
Herzog v Meranien                                  OO Engelbert Graf von Görz
      ____I__________                  I_______
  Otto I + 1234           Berthold + 1251                Meinhard IV +1258
Herzog v Meranien    Patriarch v                       Graf von Görz
                                    Aquileja                           OO Adelheid v Tirol
    I
Otto II + 1248  OO Elisabeth von Tirol
Herzog v Meranien
 
In Istrien wahrte Graf Meinhard von Görz die von seiner Mutter Mathilde stammenden Besitzrechte, wobei er auch als Gegner des Patriarchen auftrat.
Als Schutzvogt für Aquileja, Führer der friaulischen Truppen, ließ der Görzer Graf seinen Vetter, den Patriarchen Berthold oft genug im Stich, vor allem bei den Überfällen des Ezzelino und der Trevisaner. 1248 im Todesjahr des letzten Andechser Herzogs, heiratete der Görzer Graf dessen Schwägerin Adelheid von Tirol. So konnte er auch noch im Norden des Patriarchats großen Gebietszuwachs und Macht vorweisen.
Ein Jahr später wurde Meinhard v Görz vom Kaiser zum Reichsverweser über die Steiermark ernannt und ermächtigt, die dortigen Güter des Patriarchen einzuziehen.
Im selben Jahr entstanden die Schutzbündnisse, die Patriarch Berthold mit dem Guelfen Markgraf Azzo von Este, Graf Richard von San Bonifacio und mit den Städten Mantua, Brescia, Ferrara abschloß - offensichtlich gegen Ezzelino und den Kaiser, aber auch gegen Graf Meinhard von Görz
 
 
Die Markgrafschaft Istrien
 
Als das Herzogtum Baiern von Kärnten getrennt wurde, 976, verblieb die Markgrafschaft Istrien den Herzögen von Kärnten, welche sie abgesondert von ihren übrigen Besitzungen verwalteten, indem sie dieselbe dem Zweitgeborenen, der dann Markgraf von Istrien hieß, zu Lehen gaben.
Als ein Zubehör von Kärnten gelangte Istrien von den Eppensteinern an die Grafen von Sponheim und sohin an das Haus Andechs.
Nachdem Graf Heinrich IV von Andechs, Markgraf von Istrien, als Mitschuldiger an dem bamberger Königsmord geächtet wurde, 12o8, verlieh Kaiser Otto IV die Markgrafschaft Istrien an Ludwig, den Herzog von Baiern 12o9. Doch trat hier Patriarch Wolfger von Aquileja auf, stützte sich auf die frühere Bestimmung der Markgrafschaft, als sie nämlich noch zum Patriarchat gehörte und fand auch Gehör.
Vergeblich protestierte dagegen wiederum der Meranienherzog Otto II .

Nun befand sich der Patriarch im rechtlichen Sinne im Besitz der Markgrafschaft, aber nicht faktisch. Bis Herzog Otto I, der Bruder des Patriarchen Berthold auf alle seine Ansprüche zu Gunsten des Patriarchats verzichtete. 123o. ( Wobei die Privilegien immer noch Andechser Hand blieben ).
Von der Markgrafschaft Istrien ist aber vom Beginn des 12. Jhd die Grafschaft Istrien zu unterscheiden. Das ist ein Gebietsstreifen im nordöstlichen Istrien, welcher nach dem Aussterben der Andechs - Meranier 1248, an die Grafen von Görz gelangte. ( 1 )
 
 
Agnes von Meranien, Domina Carniole
 
Auch das Verhältnis zum ebenfalls verwandten österreicher Herzogshaus verdüsterte sich.
Die Herzogstochter Agnes von Meranien konnte das Erbe ihres kinderlos verstorbenen
Onkels Heinrich, Markgraf von Istrien, 1228 antreten.
Der österreicher Herzog Friedrich der Streitbare interessierte sich für die frei gewordenen Lehnsgüter. Er verstieß seine byzantinische Gemahlin Sophie und heiratete die reiche Erbin, die ihm die „terra carniole“ und den zusätzlichen Titel „dominus carniole“ einbrachte.
 
 
Leopold VI + 123o              OO            Theodora Enkelin des Kaisers
Herzog v Österreich                             Isaak Angelos  v  Byzanz
und Steiermark                     I
  _______________________________________________
Margarethe                     Friedrich + 1246                      Heinrich + 1227
OO König                       d Streitbare                         OO Agnes v Thüringen
Konrad IV                    Herzog v Österreich               
                                       OO Sophie v Byzanz                      Gertrud
                                       OO Agnes v Meranien                   OO Hermann v Baden
 
Agnes brachte große Ländereien, Burgen, Märkte, Maut - und Zolleinnahmen im heutigen Slovenien mit in die Ehe. Die Andechser Grafen unterhielten eigene Verkehrswege in Richtung Ungarn: Seebergsattel, Stein (= Kamnik ) Spitalic - Celje.
In Spitalic hatte ihr Vater mit seinen Brüdern, dem Markgrafen Heinrich und dem Patriarchen Berthold das St, Antonhospital gegründet.( 9 )

„ Zu der Einrichtung eines Handelsweges über den Loibl, welcher als Saumweg ja schon den Römern nicht unbekannt war, konnte das Zisterzienserkloster Viktring sehr wichtige Dienste leisten. Dem Kloster Viktring ( bei Klagenfurt ) hatte Markgraf Heinrich von Istrien schon vor 12o7 die Kirche Alt-St Leonhard unterhalb der Paßhöhe geschenkt. Patriarch Berthold erweiterte die Schenkung noch um das Patronatsrecht, samt den Spiritualien, mit der Verpflichtung, daß in Viktring für die Andechser Familie eine Wochenmesse gelesen wurde. Auch sollte bei der Kirche am Loiblpaß durch einen Klosterbruder den Durchreisenden, besonders aber den Armen, die Wohltaten eines Hospizes zuteil werden.
Das war eine förmliche Spitalgründung. Im Kloster Viktring wurde später ein Kind, ein
Mädchen der Agnes aus der Zweiten Ehe mit Herzog Ulrich v Kärnten bestattet.
 
Durch die Heirat des Erbonkels, Markgraf Heinrich von Istrien, mit Sophie von Weichselburg
( heute Visna Gora, ihre Familie stiftete das Kloster Sticna bei Ljubljana) kam noch Einfluß-
gebiet bis nach Kroatien dazu (Carlovac).
 
Auf diese Besitztümer beharrte der Österreicher Herzog auch noch nach der Scheidung.
Patriarch Berthold, der ihn mit Pordenone belehnt, ihn mit seiner Nichte Agnes vermählt hatte 1229, mußte erleben, wie Herzog Friedrich d Streitbare immer unmenschlicher wurde, gegen seine Nachbarn, gegen seine Untertanen, gegen seine Mutter, auch der Kaiser blieb nicht verschont.
 
 
1236 wurde er vom Kaiser geächtet. Die Meranier Brüder Herzog Otto, Patriarch Berthold und Bischof Ekbert gingen militärisch gegen ihn vor.
Der Kaiser hatte allerdings einen schönen Plan: Österreich und Steiermark fielen ans Reich, Bischof Ekbert von Bamberg übernahm die Reichsstatthalterschaft für Österreich-Steiermark. Mit seinem Tode kam dieses Amt an Patriarch Berthold.
Der streitbare Herzog gewann jedoch wieder die Oberhand. Er erstarkte so sehr, daß der Kaiser bereit war, Österreich - Steiermark zum Königreich zu erheben 1245
Dafür wollte er allerdings Friedrichs Nichte Gertrud zur Gemahlin gewinnen. Sie könnte ihm letztlich doch das wichtige Gebiet im Osten für seine Krone sichern.
Des Patriarchen Bertholds natürlicher Sohn Anselinus wurde bei diesem Planspiel als Herzog von Krain vorgesehen.( 8 )
Diese Idee scheiterte jedoch an der Weigerung Gertruds. Sie wollte keinen Gebannten
heiraten.

Bernhard von Sponheim, Herzog von Kärnten, hatte seit Jahrzehnten versucht, die Benach-
teiligung seitens der Krone durch eigene Anstrengungen wett zu machen. Auch er bemächtigte sich frei gewordener Lehnsgüter in Krain. Anläßlich des Friesacher Turniers, 1224 - beschrieben vom Minnesänger Ulrich von Liechtenstein - stand er den Andechser Brüdern feindlich gegenüber.1233 geriet Bischof Ekbert bei einem Gefecht kurzfristig in Gefangenschaft seines Vasallen von Finkenstein. Herzog Bernhard wollte auf bamberger Gebiet  -Villach - Tarvis - Predil - Isonzotal einen eigenen Verkehrsweg mit Mauteinkünften schaffen, war aber auf massive Gegenwehr der andechser Fürsten gestoßen.

1248 konnten die Spannungen endlich beigelegt werden. Patriarch Berthold vermittelte die Ehe seiner geschiedenen Nichte Agnes mit dem kärntner Herzogssohn Ulrich III. Der Papst genehmigte die Ehe. Allerdings mußten alle Beteiligten geloben, ihn gegen den Kaiser zu unterstützen.
Auch König Bela IV von Ungarn fühlte sich erbberechtigt. Er war letztlich Neffe der andechser Fürsten, Vetter der Agnes. Ihm ging es um die Steiermark. In der Schlacht an der Leitha fiel Herzog Friedrich d Streitbare 1246, der dem Ungarn die Steiermark natürlich nicht gönnte. Aber König Bela konnte kurzfristig seinen Sohn Stephan als Burggrafen der Grazer Burg einsetzen.
 
Das Ende
 
Als einer der wenigen deutschen Kirchenfürsten ist Patriarch Berthold 1245 auf dem Konzil zu Lyon erschienen.
„Thaddäus von Suessa ... begrüßte daher die Verzögerung, die durch die Klagen der englischen Delegierten über die päpstlichen Steuereinnehmer und den Versuch des Patriarchen von Aquileja, den Kaiser zu verteidigen, eintrat.“( 7 )

siebenbürgen„ Zwei Säulen sind es „ ruft dieser dem Papst zu, „welche die Welt tragen: Die Kirche und das Kaisertum!“ ( 2 )
„ Die Rede des Patriarchen erregte den Zorn des Papstes derart, daß er drohte, ihm den Ring, das Zeichen seiner Würde, zu entziehen.“( 7)

Der Kardinal von Viterbo verlas eine lange Litanei von Vorwürfen gegen den ruchlosen Kaiser, der „glaubt, Gesetze und Zeit verwandeln zu können...... Vernichtet Namen, Leib,Sproß und Samen dieses Babyloniers!“(4 )

Am 11. Mai 1249 tritt Patriarch Berthold mit der Erklärung hervor, er wolle sich offen und mit all seiner Macht zum Dienste seiner heiligen Mutter Kirche erheben.( 2 )

Patriarch Berthold wird durchweg von vielen Chronisten als treusorgender, wohltätiger Landesvater geschildert. Wo er konnte, schützte er die einfache Landbevölkerung vor Unterdrückung der Burgherren. Er half freigiebig, als sein Land viele Jahre hindurch von Hunger, Erdbeben, Seuchen heimgesucht wurde. Er gab seinem Staat die Provinzialverfassung und mit der Verlegung seiner Residenz vereinte der die Bewohner von Aquileja, Udine, Cividale zu gleichgestellten Bürgern. Bekannt ist auch, daß er 1242 vor dem Parlament, das sich auf der Ebene von Campo Formio versammelte, ( 1 ) seine Pläne vorbrachte, die den Wiederaufbau der zerfallenen Stadt -und Hafen - Aquileja betrafen. Er bekam dafür einstimmige Unterstützung. Die Arbeit wurde auch begonnen, aber durch die nachfolgenden Ereignisse wieder zum Erliegen gebracht.

Patriarch Bertholld starb am 23.Mai 1251 in Windisch Gräz (heute Slovenj Gradez), nachdem er seinen dortigen Besitz - Burg, Markt, Land - dem Patriarchat übereignet hatte.
Noch gibt es über der Stadt, um die Pankratiuskirche herum, Mauerreste der Andechser Burg. Die gotische Kirche wird von einer römischen Säule gehalten. Auf dem Hügel daneben liegt Stari Trg = Alter Markt.
Patriarch Berthold ließ im Ort Windisch Gräz eine der ersten Elisabethkirchen bauen.
Es gab da auch eine Münzpräge.
Er war der letzte deutsche Patriarch.
Sein Grab finden wir in der Basilika von Aquileja.
 
Literatur:
 
( 1 ) Carl Czörnig „ Görz und Gradisca ) Wien 1873
( 2 ) Allgemeine deutsche Biographie  Leipzig 1875 - 1919
( 3 ) Luciano Bosine „Cividale del Friuli“ Udine 1977
( 4 ) Johannes Lehmann „Die Staufer“ München 1987
( 5 ) Karl Hampe „Abendländisches Hochmittelalter“ Heidelberg 1932
( 6 ) Attilio Simonini „Storio di Padova“ Padua 1968
( 7) Georgina Masson „Friedrich II von Hohenstaufen“ Tübingen 1958
( 8 ) Heinrich Schmidinger „Patriarch und Landesherr“ Graz - Köln 1954
( 9) Edmund Öfele „Geschichte der Grafen von Andechs“ Innsbruck 1977
(1o) August Jaksch „Geschichte Kärntens..“ Klagenfurt 1928
(11) Baravall „Burgen Schlösser in der Steiermark“ Graz 1961
(12) F Coronini „ Aquileas Patriarchengräber“ Wien 1867
(13) Josef Hormayer „Sämtliche Werke Bd III) Stuttgart - Tübingen 1822
 
 
       Päpste                                                       Kaiser
 
1198  -  1216  Innozenz III                                  1198  -  12o8  König Philipp v Schwaben
1216  -  1227  Honorius III                                  1198  -  1218  Otto IV Gegegnkönig
1227  -  1241  Gregor IX                                     1211  -  125o  Kaiser Friedrich II
             1241  Coelestin IV                                               1246  Heinrich Raspe Ggkönig
1243  -  1254  Innozenz IV                                               1248  Gf Wilh v Holland Ggkg