Andechs im Mittelalter
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            Elisabeth, die Heilige von Thüringen

 fiel etwas auf den Weg und wurde niedergetreten.... anderes gelangte auf den Felsen und verdorrte, ..... und anderes fiel auf guten Boden .... und brachte hundertfache Frucht.“ Lukas 8: 4 - 8

elisabeth
Marburg, Elisabethkirche, Schrein
Auch Gertruds Tochter, Elisabeth, gehört zu den großen Meranierfrauen.
Sie gehört zur Andechser Geschichte.
Aus der prunkvollen Verlobung auf der Preßburg wurde nicht nur eine politische Allianz, sondern auch eine große Liebe und ein tragisches Schicksal.

Elisabeth wurde also vierjährig von ihrem Lebensraum getrennt und in eine völlig neue Umgebung gebracht. Weit weg, nach Thüringen. Dort wuchs sie mit den Kindern des Landgrafen Hermann I auf, an einem der bedeutendsten Höfe der staufischen Zeit. Man hatte ihr ein befreundetes Ehepaar mitgegeben, Comes Berthold und Gemahlin, die anscheinend ein Jahr bei dem Kind bleiben sollten.

Der Abordnung aus Thüringen hatte Mutter Gertrud das Kind in Gold und Silber eingewickelt in einem silbernen Ruhebett liegend, feierlich übergeben, zusammen mit vielen kostbaren Schätzen, einer großen Summe Geldes und einer bedeutenden Rede.
 
Ihre Ziehmutter, Schwiegermutter, die Landgräfin Sophia, eine Tochter des bayrischen Herzogs, wird als fromme, gute Frau beschrieben. Von ihr hat Elisabeth zwei Gebetbücher  bekommen, deren Bilder sie, wie sie später sagte, „in ihrem Herzen trug“.
 
 
Hermann I Pfgf  von Sachsen
Lgf von Thüringen + 1217
OO  2.Ehe mit Sophie von Baiern
                _____________I___________________________________ 
             Ludwig IV          Hermann          Heinrich Raspe          Konrad            Agnes + 1247  
             Lgf Thüringen     31.12.1216        Lgf Thüringen          Lgf Thürg         OO Heinrich
             + 28.10.1227                                 Deutscher König      Hochmeister     Hzgv Österreich
               OO Elisabeth                             OO 2. Gertrud           Deutschritter       2. Albrecht v
               v Ungarn                                To Hzg v Österreich        + 124o                  Sachsen
             I
_____________________________________
Hermann II             Sophie + 1284                      Gertrud
Lgf Thüringen         OO Heinrich                       Meisterin
+ 1241                      Hzg v Brabant                 v Altenberg
                                                                                                + 1297
                                               I
 
                                Heinrich Lgf v Hessen
                                           + 13o8
 
Die Thüringer Landgrafen bildeten besonders zu Barbarossas Zeit eine staufertreue Stütze, wie die Andechser Grafen auch. Allerdings zeigte sich Elisabeths Schwiegervater, Landgraf Hermann I während der Zeit der Gegenkönige, Philipp von Schwaben und Otto von Braunschweig weniger verlässlich. Er wechselte mindestens dreimal die Seite, je nach Aussicht auf Vorteil.
 
Seit 1210 scheint aber eine Gruppe deutscher Fürsten die Wahl des jungen Staufers aus Sizilien betrieben zu haben, dazu gehörte auch Landgraf Hermann - und die Andechser Brüder, Bischof Ekbert und Herzog Otto.  Einher ging die Rehabilitation des Bischofs Ekbert.
Als Elisabeth zehn Jahre alt war, starb Landgraf Hermann I und der 17 - jährige Ludwig, ihr zukünftiger Gemahl, übernahm die Herrschaft.
Landgraf Ludwig wird als ernsthafter, zielstrebiger Realpolitiker geschildert.  Er galt aber ebenso als sehr fromm. Was Elisabeth mit Sicherheit sehr beeindruckt hat: Ludwig ließ nun nur noch geistliche Spiele an seinem Hofe aufführen, die Leidensgeschichte Christi.
1221 wurde  Elisabeth vierzehnjährig dem jungen Landgrafen angetraut. Schwiegermutter Sophie übersiedelte ins Katharinenkloster nach Eisenach. Somit übernahm Elisabeth voll alle Pflichten einer Hausfrau und Landesmutter. Sie erschien in prächtiger Kleidung auf feierlichen Anlässen, nahm mit ihren Hofdamen an Festessen teil. Sie ging mit ihrem Gemahl auf Reisen, wie 1222 nach Ungarn in ihr Geburtsland.
Andererseits übte sie mehr und mehr ihre tiefreligiöse Demut im Gebet und in der Hingabe im Dienst der Nächstenliebe.
Ihr Ideal, die Nachfolge Christi, richtete sie nach dem Vorbild des Zeitgenossen Franz von Assisi aus. Auch eine weitere Zeitströmung wird genannt, die Beginen. Das waren Frauen jeden Standes und Alters, auch Witwen, die auf eheliche Sicherheit verzichteten und sich in ärmlichsten Verhältnissen um Kranke und Hilflose kümmerten.
Im Jahr 1225 stellte die junge Landgräfin franziskanischen Minderbrüdern eine Kapelle in Eisenach zur Verfügung und bat den Laienbruder Rodeger um Seelenführung und religiöse Unterweisung, was dieser aber nicht voll ausführen konnte. Diese Aufgabe übernahm ein Jahr später, im Frühling 1226, Konrad von Marburg, der weitbekannte Kreuzprediger.
Elisabeth gelobte ihm, im Beisein ihres Gemahls und einiger Hofdamen, absoluten Gehorsam und für den Fall ihrer Witwenschaft, Verzicht auf weitere Ehebindung.
 
Wie sehr Landgraf Ludwig Elisabeths fromme Bestrebungen billigte, geht aus einer Urkunde für Kloster Weißenstein bei Kassel, aus dem Jahr 1217 hervor: „da es guten Menschen zukommt, für die Notdurft ihrer Nächsten zu sorgen, ist klar, daß wir den Wünschen jener, die alles aufgegeben hatten und als Arme mit frommer Sehnsucht dem armen Christus nachfolgen, mit frommer Liebe begegnen müssen“ - als hätte er das Programm seiner Gemahlin damals schon erkannt.

wartburg
Wartburg, Thüringen
Die Zeit, die Elisabeth im Schutze ihres Mannes verbringen durfte, war kurz.
Ihr erstes Kind, Hermann, gebar Elisabeth 1222 noch auf der Creuzburg.

Danach erst diente die Wartburg als Residenz. 1224 im März kam hier das zweite Kind zur Welt, Sophia.
Das dritte Kind, Gertrud, die spätere Meisterin von Altenberg, kam achtzehn Tage nach dem Tode des Vaters.

Bei Ludwigs Aufbruch zum Kreuzzug, am 24. Juni 1227, begleitete Elisabeth den Gatten noch zwei Tage lang. Der schmerzliche Abschied ist auf etlichen Bildern - natürlich im Nachhinein -  festgehalten.
Bald darauf kam die Todesmeldung. Ludwig ist am 11. September an einer Seuche gestorben.
Für Elisabeth muss damals die ganze Welt zusammengebrochen sein. Höfisches Leben  gab es für sie nun überhaupt nicht mehr. Was ihr noch half, war ihr Glaube und der strenge, harte Seelenführer Konrad von Marburg, der sofort die Vormundschaft übernahm und die junge Witwe dem Schutze des Papstes überstellte.
Die Identifikation mit den Armen und Ekelerregenden, Stinkenden, Verkrüppelten beobachtete Elisabeths Umgebung nun mit verstärktem Argwohn. Lange genug hatte man mit angesehen wie Elisabeth barfuss, in geflicktem grauem Linnenkleid, zu den Armen und Kranken ging, ihnen Nahrung aus der Burg brachte, Geld verteilte.
Unterhalb der Wartburg hatte sie ein Hospital errichten lassen, um den Hilfsbedürftigen näher sein zu können.
Sehr schnell brach die Feindseligkeit vor allem ihrer beider Schwäger auf. Sie konnten den Zugriff auf die Vorratsspeicher während der Hungersnot 1226 nicht verzeihen, als Elisabeth im ganzen Lande Korn verteilen ließ. Sie konnten die freigebige Hilfsbereitschaft, den Verkauf von Schmuck, Gewändern, Hausrat, nicht länger hinnehmen.
Widerrechtlich verweigerte Heinrich Raspe die ihr zustehenden Ländereien mit Einkünften. Nur den Unterhalt an der landgräflichen Tafel gestand er ihr zu.
Da verließ Elisabeth mit ihren drei kleinen Kindern, - das letzte war ja gerade geboren - die Wartburg und verbrachte einen elenden Winter in Eisenach.
Es heißt, die kaum zwanzigjährige junge Mutter, habe ihre Not und Demütigung mit Dank und Heiterkeit getragen. Sie habe sogar in der Nacht nach ihrer Vertreibung in der
Franziskanerkirche von den Minderbrüdern ein „Te Deum laudamus „ singen lassen.
Ihre Hofdamen berichteten noch nach Jahren, Elisabeth habe oft und viel geweint. Aber niemals habe sie das Gesicht verzogen. Sie wollte Gott nicht „abschrecken“.
 
Konrad von Marburg, der düstere Seelenführer, erreichte bald vom Papst die Vormundschaft über Elisabeth und auch über ihre Besitzrechte.
In ihrer tiefen Trauer überlegte die junge Frau, ob sie in Zukunft betteln gehen sollte.
Aber der gestrenge Konrad empfing am Karfreitag 1228 ihr Gelübde. Sie entsagte allen Anverwandten und ihren Kindern, jedem Glanz der Welt und allem, was der Heiland im Evangelium zu verlassen geraten hat.
Anfang April wurde Elisabeth plötzlich von ihrer Tante mütterlicherseits, der Äbtissin Mechthild von Kitzingen, abgeholt und zum Oheim, dem Bischof Ekbert von Bamberg gebracht. Er brachte sie auf Burg Pottenstein unter und wollte sie schnellstmöglich wieder verheiraten.
Tief erschüttert weinte sie am Sarg ihres geliebten Gemahls, der zur selben Zeit im Bamberger Dom aufgebahrt war.
Dann erreichte Konrad von Marburg von Elisabeths Schwägern eine Abfindungssumme . Von 2000 Mark und für ihre lebenslängliche Nutzung etwas Land bei Marburg. Hier wurde bald mit dem Bau eines Hospitals begonnen, in welchem sie tätig werden sollte.
 
Unbegreiflich für uns ist die Härte des Vormundes Konrad von Marburg, der nun vollkommen das Leben der freiwilligen Büßerin bestimmte. Er entfernte ihre jahrelang liebgewonnenen Begleiterinnen, Isentrud und Guda, worüber Elisabeth bitterlich weinte.
Er schlug sie wegen geringfügiger Vergehen gegen seine Anordnungen, so dass Elisabeth sich sehr vor ihm fürchtete. -

elisabethkirche
Marburg, Elisabethkirche
( Konrad wollte ihr mit seinen Maßnahmen zu Vollkommenheit verhelfen, was auch ihren eigenen Wünschen entsprach).
Auch schlug er sie, wenn sie ansteckende Kranke bei sich aufnahm, z. B. Aussätzige. Oder wenn sie den Armen zuviel gab.
Knappe drei Jahre dauerte ihr aufopfernder Dienst an Kranken und Armen in ihrem Hospital in Marburg. Tag und Nacht arbeitete sie bei Kälte und unzureichender Nahrung.
Am 17. November 1231 ist sie nach kurzer Krankheit gestorben. Sie war 24 Jahre alt.
 
Die Trauer um Elisabeth war ungewöhnlich groß. Bald ereigneten sich Wunderheilungen an ihrem Grab.
 

Die Krone von Jerusalem

 
Nur wenige Jahre darauf sprach Papst Innozenz sie heilig. In Perugia, im Beisein von Kaiser Friedrich II und dessen engem Berater, dem Hochmeister Hermann von Salza.
Das Jahr darauf 1236 kam der Kaiser selbst nach Marburg, um im Büßergewand, barfuss bei der Erhebung der Gebeine und ihrer Umbettung in ein Hochgrab mitzuwirken.
Der Kaiser krönte Elisabeth mit der Krone von Jerusalem und stellte sich mit eindrucksvollen Worten in den Dienst der König David Tradition.
Einem Brief des Kaisers an Elias von Cortona ist zu entnehmen, warum er die Heilige so verehrt hat.
„ Der Glaubenseifer Ludwigs, Elisabeths verstorbenen Gemahls, des Landgrafen und Kreuzfahrers, um dessentwillen er die geliebt habe, die er auch als königliche Frau zu preisen sich nicht scheue.“ Das ist der deutliche Hinweis auf die himmlische Krönung.
 
krone
Elisabethreliquiar Krone von Jerusalem Statens Historika Museum Stockholm  
Die Krone von Jerusalem entnahm der Kaiser seinem Schatz.

Er nannte sich ja auch „König von Jerusalem“.
 Dazu schenkte er den kostbaren normannischen Kelch aus dem Schatz seiner sizilianischen Mutter.
Es entstand ein wunderbares Elisabethreliquiar, das von den Deutschrittern sorgsam gehütet wurde, bis es im dreißigjährigen Krieg nach Schweden verschwand.

Elisabeths Hospital ist schon 1234 an den Deutschorden übergegangen.
 
 
Literatur:
Ausstellungskatalog „ Sankt Elisabeth „ Thorbecke, Sigmaringen 1981
 

 
Das Land Hessen
 
Elisabeths jüngste Tochter Gertrud - sie kam übrigens genau 18 Tage nach dem Tode ihres Vaters zur Welt - wurde Äbtissin zu Altenberg bei Marburg.
Sie fand Aufnahme im Diessener Himmel. Besser gesagt Heiligenhimmel, denn die Chronik berichtet stolz von fünfzehn Heiligen innerhalb der Diessen - Andechser Familie.
 
Elisabeths Sohn Heinrich wurde keine zwanzig Jahre alt. Er war kurz vermählt mit Helena von Braunschweig.
Elisabeths Tochter Sophie heiratete den Herzog Heinrich II von Brabant.
Nach seinem Tode kehrte sie sofort nach Hessen zurück, um für ihren Sohn das Erbe der im Mannesstamm ausgestorbenen Thüringer Landgrafen sicherzustellen.
Sie fand großen Widerstand im Markgrafen von Meißen, der Thüringen für sich beanspruchte.
Sophia nutzte aber geschickt das Ansehen ihrer Mutter, um wenigstens den hessischen
Teil der Erbmasse für ihren Sohn zu erhalten.
Auf diese Weise entstand das Land Hessen.