Andechs im Mittelalter
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Impressum


                  Carl Orff und der bayrische Mysterienberg Andechs

Er hat es verstanden, den Menschen aus seiner eigenen Tiefe und aus seiner geschichtlichen Erfahrung heraus anzusprechen. Er schöpfte aus den Carminae Buranae, den mittelalterlichen Gesängen, die erst im neunzehnten Jahrhundert im Kloster Benediktbeuern wiedergefunden wurden.Er wandelte Sagenstoffe und geschichtliche Ereignisse in aufrüttelnd – erhellende Darstellung.Er gab dem Sprachrhythmus neue Kraft. Er stellte die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Wie sehr der Heilige Berg schon immer Mitte und Anziehungsort aktueller Musik, Dichtung und Läuterns war, wusste er, spürte er.
Der Heilige Berg zog ihn, so lange er ihn kannte.
 
friedrich
Manessische Handschrift, Friedrich von Husen, 
albrecht
Albrecht von Johannsdorf
walter
Walter von der Vogelheide
 
Das Schicksal, das Mysterium

Nicht nur die Wallfahrt war es, die seit langer Zeit Verzweiflung in Kraft, Schwäche in Hoffen und Not in Schaffen umwandelte. Es war das Schicksal des bayrischen Gralsberges, das auf ihn wirkte. Der Zauber, das Mysterium.
 
Vergangen – Verborgenes gegenwärtig machen, klärend, mahnend, kraftgebend, wie es das Handwerkszeug des Künstlers vorschreibt, ist das Anliegen jeder Kultur.
 
 Namen wie Gotleip ( Gottes Nachbleibender ), Anselm ( von Asen ), Gunther (Gund=Krieg)sind von da auf uns gekommen. Wotans Lieblingstiere, der Wolf der dem Sieg voranzog und der Rabe, finden sich wieder in Wolfgang, Wolfram, - Wolfratshausen –
Ravensburg, Ravenna. Auch Frauennamen: Gudrun = Kriegswissen, Krimhild, Mechthild,Hedwig zeugen von alter Helden – und Sangeszeit. Hild bedeutet Kampf, ebenso wie Hadu und Wig. Und von den Tieren begegnet uns die Schlange, der gefürchtete Lindwurm in Sieglind, Gerlind, während Berta ( Bercht = glänzend ), Ekbert, Berthold, den Ruhm, den Glanz des Helden selbst aufleuchten lässt.

Auf Bergen, an Quellen und Flüssen beteten unsere Urväter ihre Götter an. Aber die Kunde vom christlichen Menschensohn, der gekommen ist, um Angst zu vertreiben, zu heilen, zu befreien, fand bei vielen von ihnen bereitwillige Aufnahme.
Der Allvater Odin, Wotan oder einfach Gott, konnte beibehalten werden. Er war der Allschöpfer, er verhieß eine Endzeit, einen neuen Himmel, eine neue Erde.
Und das Heer der Riesen und Zwerge, der Walküren, Elfen und Nixen wirkte geheimnisvoll weiter über das menschliche Schicksal.In Krieg und Frieden. In Leid und Freude. In Dichtung und Gesang.
 
Götter – und Heldennamen schienen immer wieder auf, jahrhundertelang, in immer neu gestalteten Gesängen. Sie klangen fort wie die Lieder der trojanischen Kriege.
Ideale wie Heimatliebe, Mut, Treue, Aufopferung, Hochherzigkeit,  - Konfliktstoffe wie List, Verrat, Auflehnung wurden stilisiert.
 
Der Andechser Berg sah die Keltenzeit, ein halbes Jahrtausend Römerherrschaft, deren Niedergang, das Eindringen von Barbaren, Hunnen, Germanen. Alle Zeiten wurden besungen. Auch wenn Lieder später bisweilen von kirchlichen Auroritäten verboten wurden, um das Einfließen heidnischer Zaubersprüche zu unterbinden – jedermann sang. Oft stimmten alle mit ein, sobald nur einer anfing. ( 3 )
 
Mönche waren des Schreibens kundig

Mit der Gründung der Kirche begann im deutschen Raum die Literatur. Cleriker waren des Schreibens kundig.
Sie zeichneten das Wessobrunner Gebet auf, den Heliland, den Muspilli ( Weltbrand ).
 
Vom Evangelienbuch des Otfried von Weißenburg gab es eine Abschrift im Huosikloster Freising  auf Wunsch des Bischofs Waldo von Freising. Es wurden die Psalmen übersetzt.
( St Gallen ) und auf Veranlassung des Ebersberger Abtes Williram 1o48 das Hohe Lied.
  Der Mönch Ekkehard bearbeitete im Kloster St Gallen  um 94o das Waltharilied aus dem burgundisch – hunnischen Sagenkreis.
Der Mönch Fromund gestaltete um 1o25 in der damaligen Kulturstätte Kloster Tegernsee den Ruodlieb.
 
Zur Zeit der Kreuzzüge begann die Poesie. Der Aufruf  des Papstes zum Kampf gegen das Böse fand bei den Heldenverehrern nahrhaften Boden. Die alte Sehnsucht nach Abenteuern erwachte heftig und die Lust nach den sagenhaften Schätzen des Morgenlandes.
Gereinigt von rohen, weltlichen Interessen wurde dieses Anliegen durch die sich immer wieder erneuernde christliche Idee. Der edle Ritter, der miles Christi, Kämpfer zum Schutze der Schwachen, nahm die beschwerliche Reise auf sich, um das Heilige Grab aus den Händen der Heiden – Feinde zu befreien.
 
Auf ihren Wegen sangen sie – 1o64, erster Kreuzzug – mit Vorliebe das deutsche Lied von den Wundern Christi, verfasst von dem Bamberger Scholastikus Ezzo. „..und es war von solcher Wirkung, dass viele, die es hörten, sich beeilten, Mönche zu werden.“
 
Der Gesichtskreis weitete sich, grobes Kriegshandwerk wandelte sich im Gepränge ritterlicher Turniere zur Kunst des Gottes – Marien – Frauendienstes.

Andechser Grafen und höfische Kunst

 Der „Haupthof“ der Diessen  -  Wolfratshauser Grafen wurde dem Heiligen Stuhl übergeben, die Burg auf dem Burgberg verschwand zugunsten der Klostergründung. Die Grafen nannten sich nun nach dem Andechser Berg, dessen Burgkapelle die verehrten Reliquien bewahrte. Die Kirche bekam das Nikolaus – und Marienpatrozinium. Später gedieh die Wallfahrt mit Aachen und Trier zu den drei größten deutschen Wallfahrten.
 
Die Heldenfigur des „Berchters von Meran“ leuchtet auf im langobardisch – normannisch beeinflussten Versroman „König Rother“, der seinen Herrschaftssitz in Bari aufgeschlagen hatte. Ehre, Zucht und Barmherzigkeit werden gepriesen, Mannestreue und politische Klugheit.  
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Kloster Tegernsee, Michael Wening
In einem Brief an den Abt von Kloster Tegernsee,
Abt Ruppert, bittet Markgraf Berthold III von Andechs um das berühmte Gedicht „Herzog Ernst“ zur Abschrift und zum Singen am Hofe.


In diese Zeit reichen die Anfänge des Dramas.

  Neigung dazu war schon immer vorhanden. Bei Frühlingsumzügen, Sonnwendfeiern.
Für diesen volkstümlichen Drang zum Schauspielern war wiederum im geistlichen Rahmen die Möglichkeit gegeben.
Geistliche selbst führten Oster – Passions – und Weihnachtsspiele im Gottesdienst auf. In Deutschland hießen sie „Ludi“, in Frankreich „Mysteriae“ = Geheimnisse, weil sie das Mysterium der Erlösung durch göttliche Gnade darstellten.
 
Aus dem kunstliebenden Kloster Tegernsee stammt das älteste und markanteste Drama dieser Art,
 „Das Osterspiel von der Zukunft und dem Untergange des Antichrist.“(116o)

In lateinischer Sprache. In feierlich – rhythmischem Wiederholungsspiel.

amrasser
Der tiroler Raum ist die Heimat der

Etschtaler – Amraser Liedersagen,

der Dietrich – Gudrun – Nibelungenerzählungen.

„Spielleute“ und später ritterliche Sänger wurden zu Trägern der nationalen Poesie.

Kaiser Rotbart sammelte sie um sich, gab sie seinen Söhnen als Erzieher, nahm sie mit auf seine Heerfahrten, lebte ihre Ideale und ließ danach leben.
  Die Fürstenhöfe gefielen sich in der Nachahmung. Auch sie beherbergten ihre Minnesänger.  
 
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Manessische Handschrift, Tannhäuser
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Herrmann von Owe
woenlob
Meister Heinrich von Wowenlob

In der Zeit, als Neuburg – Schärding zum Machtbereich der Andechs – Meranier gehörte, und damit enge Beziehungen zum Passauer Bischofshofe bestanden, wird Albrecht von Johansdorf ( 118o – 12o9 ) als Dienstmann der Passauer Bischöfe erwähnt. Er stand im Mittelpunkt der ritterlichen Sänger am Stauferhof ebenso wie Friedrich von Hausen.

 
Noch immer rätselt man um den genialen Schöpfer des am Passauer Bischofshof 12o5 fertiggestellten Nibelungenliedes.
Bischof Wolfger von Erla gilt als enger Familienfreund der Meranierfürsten. Er war der Vorgänger Bertholds im Patriarchenamt zu Aquileja. Er ist bekannt als Gönner Walthers von der Vogelweide durch den berühmten Beleg seiner Reiserechnungen, für ein Pelzgewand, das er ihm schenkte.Zu seiner Zeit ,als er noch Bischof zu Passau  war,ist das Nibelungenlied entstanden. Hat  er es verfaßt?  Man weiß es nicht.
Die Andechser, die Babenberger, Thüringer, Meißner und viele andere Höfe zeichnen sich als Förderer der Minnesängerkunst aus.
 
Kaiser Heinrich VI, auch sein Sohn Friedrich II übten und gefielen sich in der Sangeskunst.

Der Dichter des Wigalois, Wirnt von Gravenberg, ist gar erzogen am Meranierhof und war da ständiger Gast. Von ihm stammt die Totenklage für Herzog Berthold IV + 12o4
 
          Es gemahnt mich ihre Not an eines viel edlen Fürsten Tod
        Von Meran. Solch Weh und Ach vernahm ich und Leid so tausendfach
        Allda von aller Augen Wonne, dass wohl die liebe Sonne
        Trüben Schein davon gewann. Das taten Frauen wohlgetan
        Geboren von der löblichen Art, die in der Welt erfunden ward.
        Ich weiß es kaum zu sagen, ob mein Herz nach soviel Klagen
        Und Gram je ganz gesunden mag. Da hört ich manchen großen Schlag
        An seiner Frauen Herzen. Die trugen Qual und Schmerzen
        Um des edlen Fürsten Tod.
 
Die Andechser Grafen waren Vögte der Klöster Brixen, Benediktbeuern, Tegernsee, Bamberg, sie waren Bischöfe zu Passau, Regensburg, Bamberg, Brixen.
 
Thannhäuser besingt die Hochherzigkeit des Fürsten von Meran:
„“Die lebten ohne Schande. Ein junger Fürste von Miran, und auch ein Welf von Swaben, die willeklichem manigem man vil richer kleider gaben....“
 
Und die drei großen Begründer der epischen Poesie standen den Meraniern genau so nahe, wie dem Stauferhof:  Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg.
 
Sie schmolzen keltisch – christliches Sagengut vom Heiligen Gral und von König Artus Tafelrittern in den Kreuzzugsmythos ein. – Die Andechser Herzöge verehrten den Kreuzkult, die Bluthostien, sie waren Förderer der Deutsch – und Tempelritter.
 
Freundschaftliche Beziehung scheint auch der Andechser Markgraf Heinrich von Istrien mit dem steyrischen Minnesänger Ulrich von Liechtenstein gepflegt zu haben. ( Friesacher Turnier ).
 
Summus Finis

Aber genau an der Stelle höchsten Ruhmes und Ansehens wendet sich das Schicksal.
Die Andechser Fürsten sterben an Gram ( Agnes), werden ermordet (Gertrud), werden geächtet (Bischof Ekbert, Markgraf Heinrich), sie sterben an Erschöpfung (Elisabeth),
werden vergiftet? (Herzog Otto II ?)  Sie sterben aus.
Fast gleichzeitig mit den Staufern.
 
Übrig bleibt der Glanz, der sich um den Tod des Helden bildet – seine Auferstehung, seine Erlösung, seine Verklärung – das Mysterium.
 
Der Schatz im „Bayrischen Gralsberg“ blieb für anderthalb Jahrhunderte verschwunden. Er wurde von einer anderen Dynastie wieder belebt.
 
Carl Orff trägt trägt klärend dazu bei, den Sinn des Lebens, Leidens, Irrens, Kämpfens zu erkennen.
Besonders sein letztes Spiel, „Das Spiel vom Ende der Zeiten“ als Offenbarung.
Die Inschrift auf seiner Grabplatte  - SUNMMUS  FINIS -  als Antwort.
 
 
Literatur
 
1 Hormayr „Gesammelte Werke“ Stuttgart 1822
2 Herlitz Halle 19o9
3 Deutsche Literaturgeschichte, König 19o6
4 Deutsche Literaturgeschichte, Martini 1984
5 Das Lebenszeugnis des Walthers von der Vogelweide, Hedwig Heger, Wien 197o
6 Minnesänger, Koschorrek, Frankfurt 1974
7 Epische Stoffe des Mittelalters, Mertens – Müller 1984
 

Inhalt des Amraser Heldenbuches
 
Der Stricker           -    Frauenlob
Moritz von Craon             ( e )
Hartmann von Aue     - Iwein
Hartmann von Aue     -  das erste und zweite Büchlein
Heinrich von dem Türlein – Der Mantel
Hartmann von Aue      - Erec
Dietrichs Flucht
Die Rabenschlacht ( B )
Nibelungenlied
Die Klage
Kudrun   -   ( e )  = Gudrunlied
Biterolf        ( e )   ( B )
Ortnit
Wolfdietrich   ( e )  ( B )
Die böse Frau  ( e )
Herrant von Wildon                 Die getreue Hausfrau  ( e )
                                                Der verkehrte Wirt   ( e )
                                                Der nackte Kaiser   ( e )
                                                Die Katze  ( e )
Ulrich von Liechtenstein        -  Frauenbuch    ( e )  ( H )
Werher de Gartenaere          - Meier Helmbrecht
Der Stricker,  Pfaffe Amis
Wolfram von Eschenbach   -   Titurel  (Bruchstück)
Der Priester Johann  ( Bruchstück )  
 
     ( e ) = einzige Handschrift
     ( B ) = Berchter von Meran kommt vor
     ( H ) = befreundet mit Heinrich IV Markgraf von Istrien – Andechs