Andechs im Mittelalter
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 Gertrud von Andechs, Mutter der Hl Elisabeth

        

krone
Ungarische Königskrone des König Andreas

Nicht weniger tragisch verlief das Schicksal der Gertrud. Sie wurde um 12oo nach Ungarn verheiratet, an den Bruder des amtierenden Königs.
Die beiden Brüder, König Emerich und Andreas, Banus von Dalmatien - Kroatien, waren die Söhne Königs Bela III, der ein Jahrzehnt zuvor die Magnaten des 3. Kreuzzugs auf seiner Burg Esztergom ( Gran ), empfangen hatte.

Im Jahr 12o2 kam es zu militärischen Streitigkeiten zwischen den beiden Brüdern.  Aber  König Emerich meisterte die Situation. Er ging ganz allein  und ohne Waffen in das Lager des feindlichen Bruders und überzeugte seine Landsleute von seinem Recht. Darauf wurde Andreas auf der Burg Kneeghinez bei Varasdin gefangen gesetzt und seine Gemahlin Gertrud, Tochter des Herzogs von Meranien, zu ihren Eltern heimgesandt.
 
                   
                       König Bela III v Ungarn  + 1196 OO Anna v Chatillon
                                                OO Marguerite v Capet To K Ludwig VII Frankr.
                                                   I
       ______________________I____________________________
K Emerich + 12o4        K Andreas + 1235    Margaretha       Constantia
OO Constanze v           OO Gertrud v           OO Isaak           verlobt  mit
Aragon, später              Meranien + 1213      Angelos            Friedrich v Schw.
OO K Friedr II                OO Jolanthe v          K v Byzanz       Sohn Barbarossa
                                       Courtheney To                                   OO Przemysl, Ottok.
                                       K v Byzanz                                          K v Böhmen
                                       OO Beatrix v Este
 
Königin wurde Gertrud erst 12o5. König Emerich entließ seinen Bruder aus der Haft, als er seinen nahenden Tod spürte. Er bat ihn auch um die Sorge für seinen  kleinen Sohn Ladislaus . Aber die verängstigte Schwägerin Constanze floh mit dem Buben nach Österreich zu Hzg Leopold, wo auch der kleine Ungarnkönig starb. Nun war die Reihe an Andreas.
 
Gertrud wird von östlichen zeitgenössischen und späteren Chronisten nicht gut beurteilt. Man beschuldigt sie der Eitelkeit und Habsucht. Auch habe sie ihren Mann bevormundet und das Recht der Menschen nicht geachtet.
Deutlich zeigt die Budapester Bilderchronik ihre herrische Haltung gegenüber dem bescheiden dasitzenden König während der Krönungsszene.

hochzeit             alexander

Krönung des Andreas, Budapester Bilderchronik                        Papst Alexander III 1180 vor Zadar, damals gehörte Kroatien zu Ungarn

Westliche Historiker sehen das anders. Gertrud war, wie üblich, „mit Rat der Fürsten“ also in eindeutig politischer Absicht nach Ungarn verheiratet worden. Sie hatte die Aufgabe, das Land der westlichen Rechtssicherheit anzuschließen. Ihre Brüder, besonders Berthold, der spätere Patriarch v Aquileja, halfen ihr dabei.

gran   Kathedrale von Esztergom inmiten der Burgruine Gran

Warum sollen solche  Pläne nicht schon beim Empfang der Kreuzritter auf der Burg Gran besprochen worden sein.  Damals könnten sie im Königssaal getafelt und die hohen Ideen beim Gottesdienst in der Burgkapelle bekräftigt haben. Vater Berthold, Kaiser Barbarossa, der Herzog von Schlesien waren da. Auch Herzog Friedrich, Sohn des Barbarossa, der gleich auf der Stelle mit der ungarischen Königstochter Constantia verlobt wurde
 
König Bela III, der Gastgeber,war in Byzanz erzogen. Seine zweite Gemahlin war Margarethe von Frankreich, eine Stiefschwester des französischen Königs Philipp II August.
 
Gertrud handelte durchaus im Sinne der Ungarnkönige, wenn sie deutsche Siedler ins Land holte. Denn schon König Stephan I hatte gesagt: „ Ein einsprachiges Land ist schwach.“ Es sei nützlich, Fremde zu rufen,die ihren Besitz dem König verdanken.
Die ungarischen Könige siedelten in großer Zahl Einwanderer an.

Die Budapester Bilderchronik berichtet ( Ende 13. Jhd) : Bohemier, Polonier, Graecier, Hispanier, Ismaeliten oder Sarazener, Petschegenen, Armenier, Saxonen, Thüringer, Meysier, Rheinländer, Kumanen, Latiner. Diese erhielten, nachdem sie sich längere Zeit im Lande aufgehalten und durch Heirat mit den Ungarn vermischt hatten, Adel und Wohnsitz wie die Ungarn selbst. siedler
Ankunft der Siedler, Budapester Bilderchronik,   die Ungarnkönige riefen Siedler ins Land

Über Gertruds Residenz ist nichts bekannt, aber es könnte die Preßburg gewesen sein.
Hormayr beschreibt die Verlobungsfeier der vierjährigen Tochter Elisabeth auf dieser Burg:
„ Der König stand gleichsam im Hintergrunde und die Königin betrug sich als Ungarns unbeschränkte Herrscherin und Eigentümerin seiner Schätze. Der ungemein kostbare Brautschatz, bestehend aus einer Menge goldener und silberner Gerätschaften, Kleider, Schmuck von Edelsteinen, eine Badewanne aus massivem Silber, endlich das silberne Ruhebett, worin das Kind, in Gold und Silber eingewickelt, den thüringischen Gesandten übergeben wurde.
All das hätte schwerlich die prachtliebenden Ungarn entrüstet. Aber die bedeutsame Rede der Königin an die Thüringer: „ Saget Eurem Herrn, er möge sich vorläufig damit begnügen und gesund bleiben. Schenkt mir Gott das Leben,soll er in der Folge noch mit den größten Reichtümern überhäuft werden“-  das war vielen Anwesenden ein mächtiger Antrieb,den Untergang der Frau zu beschleunigen.( 2 )
 
Starke Unterstützung fand Gertrud durch ihre Brüder. Ekbert, der als Bischof von Bamberg enge Beziehungen zu König, Kaiser, Papst hegte und besonders auf die Entwicklung im Osten achtete.

Berthold, der ihr bald nach Ungarn folgte, in viel zu jungen Jahren Bischof zu Kaloszca wurde, und der sich in kurzer Frist der Titel Banus von Kroatien - Dalmatien, Banus von Bacs und Bodrog, Voivode von Siebenbürgen, kurz Mitregent erfreute.

Wir wissen, daß nach dem Königsmord zu Bamberg,  Gertruds Brüder, Ekbert und Heinrich geächtet die Flucht ergreifen mußten. Sie flohen zu ihrer königlichen Schwester nach Ungarn. Ein weltliches Gericht in Deutschland konnte das Urteil nicht aufheben, aber der Papst in Rom.
siedler
    St.Andreas Kirche, meranisch-tirolischen Ursprungs


 Er untersuchte den Fall auf Bitten Ekberts und des Königs v Ungarn. Er erkannte keine Schuld. Er fand keinen Vorteil, den Ekbert aus dem Mord hätte ziehen können, außerdem kamen keine Ankläger zur päpstlichen Verhandlung. Also
befand sich Ekbert im Jahr 1211 wieder in seinem Bischofsamt.
 
Im Jahr 1211 sehen wir auch die prunkvolle Verlobung auf der Preßburg, eine Allianz mit dem Thüringer Landgrafenhaus war geschaffen und: im selben Jahr erhält der Deutsch-
ritterorden Siebenbürgen zum Lehen, mit dem Auftrag, das ungarische Reich, besonders aber die Verkehrswege zu schützen. Auch Tempelritter wurden ins Land geholt. Otto, -Gertruds herzoglicher Bruder, förderte ja Templer und Deutschritter.
 
Das war übrigens die erste Mission des Deutschritterordens außerhalb von Palästina und eine der ersten Entscheidungen des Hochmeisters Hermann von Salza, der gerade erst ein Jahr im Amt war. - Vorher diente er den thüringer Landgrafen als Ministeriale.( 7 )
 
 
Gertrud mußte die Regentschaft übernehmen, wenn ihr Gemahl König Andreas II auf Kriegszug war. „Sie verwaltete Reichs - und Krongüter zum großen Ärger der übermächtigen und übermütigen Oligarchen, als kluge und durchgreifende Haushälterin, belebte den Handel und den Ackerbau ....sie zeigte aber auch angemessene Freigebigkeit gegen Klöster und Stiftungen.....sie wußte, wie die Hohenstaufen in Deutschland den Landfrieden gehandhabt so brach sie auch die Raubschlösser mehrerer Großen (2)
 
Voll Neid sahen sicher auch die übermütigen Oligarchen, wie Gertrud ihrem Bruder Ekbert , als er in Not geraten war, die Zips zur Verwaltung und Einnahmequelle gab. Die Zips gehörte bis 1919 zu Ungarn.
Später wurde dieser Landstrich Gertruds Jugendlehrer übertragen: „ Sogar Adolf, Propst zu Sankt Martin im Zipserlande, Gertruds Jugendlehrer und ihres Hoffräuleins Bruder, wurde mit einer beträchtlichen Herrschaft belohnet, für seine unternommenen Gesandtschaften in Ekberts bedenklicher Sache und anderen Angelegenheiten.“ ( 4 )
 
Noch heute genießt Gertrud in Ungarn kein gutes Ansehen - anders als ihre Vorgängerin Gisela.
Die damals von jeder Edelfrau als selbstverständlich geübte Hilfeleistung den Armen gegenüber, wird über Gertrud nirgends erwähnt., sogar die zeitgenössischen Chronisten empfanden Feindschaft gegen sie.
Verstärkt wurde das Gefühl der Überfremdung sogar noch im Jahr 1815, als der ungarische Dichter Josef Katona die Andechser Familie benutzte für sein gegen Habsburg gerichtetes Drama: „Bank Ban“.
Seither  wirken Gertrud und ihre Brüder als handelnde und abschreckende Figuren auf den ungarischen Bühnen, im ungarischen Bewußtsein. ( 8 )
Der deutschsprachige Dichter Grillparzer nahm den Stoff aus etwas anderer Sicht auf.Er nannte sein Stück: Der treue Diener seines Herrn.
 
Beide Dramen beschreiben ( den historischen ) Banus Bank als den treuen Diener seines Herrn, der König und Land von der bösen Frau befreit hat.Im Drama erscheint Gertrud obendrein als Hehlerin für einen ihrer Brüder, der sich der Gemahlin des Bank Ban, einer spanischen Schönheit, auf plumpe Weise nähern wollte.
 
In den Piliser Bergen, im Donauknie, liegt das Jagdgebiet der ungarischen Könige. Pilisszentkereszt, also Heilig Kreuz, heißt die Ortschaft in deren Nähe König Bela III ein Jagdschloß in ein Zisterzienserkloster umgebaut hatte. Es war von den Türken zerstört und nicht mehr aufgebaut worden.
 
Hier wurde Gertrud ermordet. Auf der Jagd. Man hatte Zelte aufgestellt für die Jagdge-
sellschaft. Ban Simon von Bihar und Ban Peter von Petervardein sind in Gertruds Zelt eingedrungen und haben sie mit dem Schwert getötet.
 
Als König Andreas auf schnellstem Wege von seinem Feldzug zurückkam, übergab man ihm seine kleinen Kinder, die die Mörder geschont hatten. Der Älteste, der spätere König Bela IV, war gerade acht Jahre alt.
Berthold, Gertruds Bruder, konnte sich retten.Mit ein paar Wunden und einem Sack Geld gelang ihm die Flucht.
 
König Andreas bestrafte die beiden Mörder. Banus Bank bestrafte er nicht.
 
gertrud
Grabmal der Gertrud, Rekonstruktionsskizze. In den Piliser Bergen im Donauknie
  
In den Ruinen der von denTürken zerstörten Klosterkirche von Pilisszentkereszt fand man im Jahr 197o kleine Köpfchen und Ornamente, die auf die Grabstätte der Gertrud hinwiesen.( 6 ) Man fertigte eine Rekonstruktionsskizze und stellte dabei auch eine Stilverwandtschaft mit dem Bamberger Dom und einer französischen Bauhütte fest.  Hat sich Bischof Ekbert um das Grab seiner Schwester gekümmert?
 
Weit im Osten der heutigen Slovakei, damals Ungarn, hatte Gertrud ein Prämonstratenser
kloster gestiftet, in Leles. Hier wurde ihr Herz bestattet. Am Altar erkennt man König Stephan und dahinter die unscheinbare Schrift  „Sp. Kralje Endre „ = Gemahlin des Königs Andreas.
Das Kloster wurde von den Mongolen zerstört und erst viel später wieder aufgerichtet.
 
König Andreas hat bald wieder geheiratet. Die Tochter des byzantinischen Kaisers und in dritter Ehe Beatrix von Este.
 
1222 mußte er seinen Magnaten Privilegien geben,die goldene Bulle, die seine Macht schwächte und das einfache Volk noch mehr ausbeutete.
 
1224 erließ er das Andreaneum: die deutschen Siedler der Zips und in Siebenbürgen erhielten das Privileg der Selbstverwaltung. Ohne Zweifel auf Einflußnahme seiner familiären Bindungen an die Meranier. Gültig bis 1945.
 
Gertruds ältester Sohn, König Bela IV wurde ein bedeutender Arpadenkönig. Er ist der
Gründer der Budapester Burg. Die Margaretheninsel ist nach seiner Tochter benannt, die auf dem Inselkloster als Äbtissin wirkte.Und nach dem schrecklichen Mongolensturm baute er sein Land wieder auf.
 
 
 
 
Literatur
 
( 1 ) Vjekoslav Klaic „Geschichte der Kroaten“ Zagreb 1889
( 2 ) J. F. v Hormayr „Sämtliche Werke „ Bd III Leipzig 1815
( 3 ) J.A. Fessler „Geschichte Ungarns und seiner Landsassen“ Leipzig 1815
( 4 ) Edmund v Öfele „Geschichte der Grafen von Andechs“ Innsbruck 1877
( 5 ) Andreas Szekely „Kleine Ungarische Geschichte“ Budapest 1974
( 6 ) Katalog Sankt Elisabeth,Thorbecke Verl Sigmaringen 1981
( 7 ) Niels von Holst „ Der Deutsche Ritterorden und seine Bauten“ Berlin 1981
( 8 ) Alfred Kraut „Gertrud v Andechs, Königin von Ungarn, im Lichte der ungarischen
        Geschichtsschreibung und Literatur“ in Lech -Isarland, Weilheim
 
 
 
Im Friedensvertrag von Trianon 192o, verlor Ungarn Siebenbürgen, die Slowakei und Teile von Oberungarn, das Burgenland (ohne Sopron = Ödenburg) und Teile von Südungarn sowie Kroatien und Slavonien.
 
 
 

 
 
Mathiaskirche, von Gertruds Sohn, Bela Iv, begründet
 
 
Burg Budapest von Gertruds Sohn Bela IV begründet
im Hintergrund Margaretheninsel, benannt nach einer Enkelin der Gertrud
 
 
in Leles, heute Slowakei, weit im Osten an der russischen Grenze, hatte Gertrud ein
Prämonstratenserkloster gestiftet. Hier wurde ihr Herz bestattet.
(Auskunft Nationalbibliothek Budapest)
von Mongolen zuerstört, später wieder aufgebaut
 
 
Leles, hinter der Figur des Hl Königs Stephan eine bescheidene Inschrift:
Sp. Kralje Endre“  =  Gemahlin des Königs Andreas
 
 
 
die Preßburg könnte auch Elisabeths Geburtsort gewesen sein
 
 
 
Burg Gran - Ezstergom, hier empfing König Bela III die Honoratioren des
vierten Kreuzzuges - Kaiser Barbarossa, Herzog Berthold v Andechs - Meranien
 
 
Burgkapelle, Burg Gran
 
 
Königssaal, Saal des Hl Stephan Graner Burg
 
 
Ruine einer Templerburg nahe Knin, Dalmatien
 
 
Pilisszentkereszt - Heiligkreuz - hier war das Jagdgebiet der ungarischen Könige
hier wurde Gertrud ermordet
 
 
Levoca - Leutschau in der Zips, das Privileg der Selbstverwaltung der 24 deutschen
Ansiedlungen geht auf König Andreas und auf den Einfluß der Andechser Schwäger
zurück - Andeaneum 1224   Foto G (ebenso in Siebenbürgen)
 
 
St Donat,Zadar, die Stadt Zadar mußte König Andreas 1214 an Venedig verkaufen