Andechs im Mittelalter
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        Graf Heinrich IV Markgraf von Istrien

      heinricj
           Herzog Heinrich, Andechser Kirche, Empore
    
Graf Heinrich war im Besitze des altandechsischen Gutes Diessen - Wolfratshausen
Andechs, Neuburg - Schärding, Streubesitz im Inn - und Norital mit Hauptburg Amras, er war Markgraf von Istrien mit Allodien in Krain, Kärnten Steiermark. Er war Vogt der Klöster Brixen, Innichen, Reichersberg, Tegernsee, Benediktbeuren.
Der Andechser Legendenfries zeigt ihn in seiner Burgkapelle betend vor dem Kruzifix, das ihn den Untergang seiner Familie und seiner Burg durch Erscheinen von Blutstropfen ahnen ließ.
Mit dieser Darstellung wird nachträglich der Bamberger Konigsmord angekündigt und Spannung für das Schicksal des Schatzes erzeugt.- Wir wissen ja:Die Einträge im Missale wurden erst nach der Wiederfindung des Schatzes erstellt.
 

Die Folgen der Ächtung

Markgraf Heinrich und dessen Bruder, Bischof Ekbert von Bamberg, wurden durch Schiedssprüche von Frankfurt 11. November 12o8 und Gunzenlee bei Augsburg am 6. Januar 12o9 ohne Aussicht auf Begnadigung oder Aufhebung des Urteils auf rechtlichem Wege, aller Würden, Ämter, Lehen und Eigen beraubt. Sie waren vogelfrei. Sie mußten fliehen.
Während die Eigengüter Andechs - Wolfratshausen dem älteren Bruder, Herzog Otto zufallen sollten, erhielt der Bayrische Herzog Ludwig die freigewordenen Reichslehen von König Otto IV verliehen. Der Wittelsbacher Bayernherzog war der Vetter des Königsmörders und Rivale der Andechser Fürsten.
Die ihm verliehenen Reichslehen bildeten sozusagen den Preis für die Anerkennung seines Königtums und für ausdrücklich gelobte Treue.

Herzog Ludwig drang sofort in Andechser Gebiet, besonders an der Isar. Er verwüstete die Burg Wolfratshausen. Dietramszell und Neuburg - Schärding wurden schwer beschädigt.

Herzog Ludwig wollte seine Machtposition durch Gebietserwerb verstärken. Kraft sieht die deutliche Rivalität auch begründet durch die Verleihung des Titels „Herzog von Dalmatien -Kroatien“ = Meranien = Land am Meer an die Andechser. Der Titel war ihnen durch Erbschaft durch Aussterben der Dachauer Linie zugefallen und von Kaiser Barbarossa bestätigt.
Die Übertragung des Titels geschah zwar im Interesse der Reichsgewalt, ist jedoch auf Kosten der Wittelsbacher erfolgt.
Anscheinend räumte Markgraf Heinrich Bayern erst 12o9, nach vergeblichem Kampf und flüchtete dann erst nach Rom

   stein       Burgkapelle Stein - Kamnik

Vielleicht wartete er aber auch auf seiner Burg in Stein ( heute Kamnik / Slovenien), das Verfahren seines Bruders ab. Bischof Ekbert jedenfalls ging nach Rom und bat den Papst um Untersuchung seines Falles. Er hatte einen mächtigen Rückhalt: Den Ungarnkönig, seinen Schwager.

sticnia
Kloster Sticna = Sittich bei Ljubljana, Stiftung der Grafen von Weichselburg = Wisna Gora
Sophia v. Weichselburg war Gemahlin des Marktgrafen Heinrich IV von Istrien - Andechs
Foto, Gautier

Graf Heinrich war sozusagen in Krain zu Hause. Er hatte schon vor 12o7 Sophia von Weichselburg geheiratet. Ihre Familie hat Kloster Sticna gegründet, bei Ljubljana.
Sobald Bischof Ekbert sein Verfahren in Rom erfolgreich hinter sich gebacht hatte und wieder seines Amtes waltete in Bamberg, urkundete auch Markgraf Heinrich wieder.
Nur nach Bayern durfte er nicht mehr. Das wurde ihm nach wie vor durch Herzog Ludwig verwehrt. Er machte zwar etliche Versuche, wurde sogar unterstützt durch Herzog Leopold von Österreich. König Bela von Ungarn vermittelte, auch der Landgraf von Thüringen.

Endlich, in seinem Todesjahr 1228 war es ihm erlaubt, am herzoglichen Fest der Schwertleite in Straubing teilzunehmen. Auch durfte er seine Burg in Wolfratshausen wieder herstellen.
Nur ein Jahr später fiel der Bayernherzog wieder in Wolfratshausen ein und zerstörte die Kirchen. Dieser Überfall hing wohl zusammen mit der Strafaktion seitens des jungen Herzogs von Meranien, der als einziger Reichsfürst für den Kaiser fungierte.
Nun scheinen die Ministerialen und Kapläne auf der Andechser Burg ängstlich den Schatz verborgen und das Kruzifix in Sicherheit gebracht zu haben. 1229.
Das Leben des geächteten Grafen war aber gar nicht so verhärmt, wie man sich das in Bayern damals gerne vorstellte.
Er baute erfolgreich seine Machtposition in Kärnten - Krain aus. Mit dem Erbe seiner Gemahlin Sophia reichte sein Einflußgebiet im Süden bis Kroatien. (Carlovac)
Er war versorgt durch Markt - Zoll - Mauteinnahmen, hatte eine eigene Handelsstraße.
Er ließ Münzen Prägen in Stein und Windisch Gräz und erschien oft am Hofe seines Freundes, Herzog Leopold in Graz.

Auch scheint er mit seinen Brüdern Berthold, Otto, Ekbert am Ungarnkreuzzug teilgenommen zu haben. Zusammen mit dem Schwager, König Andreas II - er leitete den Kreuzzug -schifften sie sich 1217 in Split ein.
Wie seine Brüder schloß er sich dem jungen Kaiser Friedrich II an.
Wir hören von seinen Ministerialen, die ihm sogar noch auf Andechs die Treue hielten:
Gotschalk, Grif, besonders Eberhard von Porta, der später sein Leben für ihn verlor.
Auch Schreiber arbeiteten für ihn, in Krain: Heinrich von Anpaß, Heinrich Saxo, Konrad Strabo, Walter der Schreiber, Heinrich von Sankt Marein (bei Ljubljana)
Bekannt ist auch seine Freundschaft mit dem Sänger Ulrich von Liechtenstein, der das Friesacher Turnier beschrieben hat.

  spitalic
St. Anton in Spitalic bei Kamnik, ursprünglich Hospital - Stiftung der Andechser
Foto Gautier
   stephansberg
Stephanja Gora = Stephansberg, westlich Kamnik, 1125 von Sophie v. Istrien dem Kloster Diessen geschenkt. Diessen ist ihre Begräbnisstätte
Foto: Gautier

Markgraf Heinrich zeigte sich großzügig gegenüber Klöstern. Auch stiftete er mit seinen Brüdern zusammen das Sankt Anton Hospital bei Stein - Kamnik.
In seinem Todesjahr 1228 machte er große Stiftungen an Kloster Diessen, Tegernsee, Benediktbeuern, Viktring, Sticna.
Auch seine Gemahlin Sophia von Weichselburg machte reiche Schenkungen an Kloster Diessen. Sie gab diesem Kloster eine kostbare Seidenkasel, mehrere kirchliche Schmucksachen und Zubehör. Nach Kraft ist damit die Auflösung der Andechser Kapelle bezeugt.

      loiblpass  
St. Leonardskirche am Loiblpass, Foto Gautier
1229 steht auch für die Wegbringung des Kreuzes, das auf dem Weg nach Seeon vor der Isarbrücke in Forstenried geblieben ist.

 Das Jahr 1229 steht ebenso für die Eheschließung der Erbnichte Agnes ( Domina Carniole)
mit dem Österreicher Herzog Friedrich dem Streitbaren.
Sophia von Weichselburg zog sich ins Kloster Admont zurück, wo sie starb und bestattet ist.
Markgraf Heinrich starb am 18. August 1228 in  „Graza“. Seine Gebeine werden in Diessen aufbewahrt.

 
  
Literatur
 
Edmund Öfele „Geschichte der Grafen von Andechs“ Innsbruck 1877
 
Benedikt Kraft Oberbayrisches Archiv München 1941