Andechs im Mittelalter Grafen Fürsten Heilige und Kaiserinnen |
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Der Andechser SchatzDie Heiligenkapelle in der Andechser Kirche bewahrt noch etliche Reliquien auf, die zu dem berühmten Andechser Schatz gehören. Und die Empore zeigt uns einen Geschichts- bzw. Legendenfries, der in etwa die Ereignisse erzählt, die von diesem Schatz handeln. Manches ist Geschichte, vieles Legende. Uns interessiert die Geschichte.Im Jahr 1388 wurde der Andechser Reliquienschatz wiedergefunden.
Mönch Jakob Dachauer durfte natürlich nicht auf eigene Faust nachgraben. Er meldete seine Entdeckung und am 26. Mai 1388 erschien die eigens verordnete Kommission und förderte den seit 15o Jahren verschollenen, sagenhaften Schatz zu Tage. In einer eisenbeschlagenen Holzkiste, eingewickelt in das Hochzeitsgewand der Hl Elisabeth, die auch zum Andechser Fürstenhaus gehörte, wurden wiedergefunden die Andenken, die ihre Vorfahren, die Grafen von Diessen - Wolfratshausen - Andechs von ihren Kreuzzügen und Reisen mitgebracht hatten.
Das Hochzeitsgewand, von dem nur ein Rest erhalten ist, hat schon Elisabeths Mutter, der Königin von Ungarn, als Krönungsdalmatika gedient. Gefunden wurde unter anderem ein Span vom Kreuz Christi, Zweige der Dornenkrone, das Spottzepter, das Schweißtuch und das Abendmahltuch, der Gürtel des Johannes, von der Gottesmutter gewebt, die Stola des Hl Nikolaus, das Siegeskreuz Kaiser Karl d Gr, das Missale und vieles andere mehr.
Der Andechser Legendenfries zeigt, wie die frommen Kostbarkeiten in einer Kiste ihrem Versteck übergeben werden.
Das Andechser Missale, Meßbuch, aus dem wir diesen Bericht haben, allerdings als Nachtrag aus der Zeit um 14oo, soll mit dem Schatz zusammen gefunden worden sein. Es ist im 9./ 1o. Jhd entstanden und enthält Einträge verschiedener Art: Liturgische Anweisungen, kirchliche Verfügungen, Ablaßbriefe, Chronikale Aufzeichnungen - oft in späterer Zeit verbessert oder nachgetragen. Heute befindet es sich in der Bayrischen Nationalbibliothek. Das Missale nennt auch den Gründer des Schatzes, Graf Rasso. Von seiner Heiliglandreise habe er eine Menge Heiligtümer mitgebracht: Das Tischtuch des Herrn oder „item von Sand Peter Gepein.“ Auch von den Heiligen Markus und Barnabas werden Reliquien erwähnt. Graf Rasso findet Verehrung als Beschützer Bayerns während der Ungarneinfälle. Auch gilt er als Beschützer der Armen, Schwachen, Witwen und Waisen, dient also dem Ritterideal.
Im Grafrather Hauptaltar kann man Rassos Gebeine nachmessen. Er soll ein Riese von über zwei Metern gewesen sein. Hier wird er Dux Rasso genannt. Sein Todesjahr ist 954, ein Jahr vor der Schlacht auf dem Lechfeld. Er kämpfte jahrelang gegen die Ungarn, die immer wieder mordend und brennend in Bayern einfielen und im Jahr 9o7 fast den gesamten Bayrischen Adel ausgelöscht hatten.
Das kupferne Siegeskreuz Kaisers Karl d Gr, das dieser von einem Engel erhalten haben soll, so berichtet auch das Missale, kam über Pippin, den Sohn des Kaisers, an Graf Rasso. Graf Rasso soll es, als er die Ungarn aus Bayern vertrieb, in Ungarn verloren haben. Durch Gertrud, Königin in Ungarn, Mutter der Hl Elisabeth, kam das Siegeskreuz nach Andechs. Der erste ungarische König, der das Christentum übernahm, König Stephan, soll an der Fundstelle eine Kirche erbaut haben. Das Missale weist auch auf Schicksale und Verbindungen hin, die erst seit kurzem aus dem Bereich der Legende in die historische Bestätigung gelangten.
Der Kaiser aus Byzanz sandte schon zur Brautwerbung kostbare Geschenke nach Wolfratshausen -Andechs. Zum Beispiel die Stola des Johannes. Berta und Gemahl unterstützten den Kreuzzug 1148. Sie holten Kaiser Konrad, (ihren Schwager) und seine Kreuzfahrer mit eigenen Schiffen von Ephesus ab, nach einer Niederlage. Sie pflegten sie in Konstantinopel und rüsteten sie für die Einnahme von Accon aus.(4) Berta, die Kaiserin, sandte nach Angabe des Missale, das Spottzepter, das Tuch der Hl Maria, einen Gürtel der Maria. Sie sandte auch wertvolle Ikonen, natürlich auch ein Lukasbild. Die Ikonen fielen allerdings ihres Gold-und Silberschmuckes wegen mit vielen anderen Gegenständen der Säkularisation zum Opfer. Berta vermittelte auch die Ehe einer Nichte ihres kaiserlichen Gemahls mit dem Bayrisch - Babenbergischen Herzog Jasomirgott.
Das Andechser Missale enthält auch einen Ottobrief. Das ist ein Ablaßbrief, der die Hl Hostien betrifft, die auf Andechs besonders verehrt werden. Bischof Otto, Graf von Andechs, regierte in Bamberg 1177 - 1196. Er brachte die Hostien zunächst nach Istrien, auf Bitten seines Bruders und seines Vaters, sie waren damals schon Markgrafen zu Istrien. Und daraufhin gelangten die Sakramente nach Andechs. Die Hostien haben anscheinend in Bleikapseln die 15o Jahre im Versteck gut überstanden. Sie lagen in geschnitzten Holzfutteralen und waren in Tüchlein eingewickelt. Das Sakrament wurde gegen Pest, Gewitter, Aufstand und sonstige Gefahren in feierlichen Prozessionen umhergetragen. Es sind Hostien mit „blutigen Zeichen“.Ein Kreuz ist zu erkennen, ein Fingerglied und ein IHS. Jedes Zeichen mit einer Episode begleitet. -Heute weiß man, daß die roten Flecken von einem Pilz herrühren ( 2 ) Welche Wichtigkeit den Hostien beigemessen wurde bestätigen die Bildnisse der Päpste,die auf den Flügeln des ehemaligen Andechser Heiltumaltars dargestellt sind, und denen die Konsekration der Hostien zugeschrieben wird. : Papst Gregor,auf ihn gehen die gregorianischen Gesänge zurück. Und Papst Leo IX. In seiner Zeit kam es zum Bruch mit Konstantinopel. Wieder einmal der Legende nach, brachte Papst Leo die Hl Hostien auf Wunsch des Kaisers nach Bamberg. Auf dem Gemälde in der Andechser Schatzkammer wird diese Scene in die frühe Andechser Kirche verlegt. Sie ist 1669 bis auf die Grundmauern abgebrannt.
Man kann annehmen, daß die Klosterstiftung als Sühne für den bösen Tod der Agnes Bernauerin zu erklären ist. Mit Agnes Bernauer war Herzog Albrecht in jungen Jahren verheiratet, - gegen den Willen des herzoglichen Vaters, Herzog Ernst, der in Abwesenheit seines Sohnes die junge, hübsche Agnes als Ketzerin anklagte und in der Donau ertränken ließ.
Auf diese Feststellung kam man durch Vergleich mit der Blutenburger Heiltumstafel, die ebenfalls die Andechser Reliquien darstellt. Und durch Vergleich mit dem Londoner Holzschnitt von 1496 im Britischen Museum. Es sind noch Reliquien dargestellt, die noch nicht aufgefunden sind. Kein zweiter Heiltumsschatz Europas ist zwischen 15. und 18. Jhd. so häufig dargestellt worden.
Zur Wallfahrt nun ein lehrreiches Wort von Dr. Romuald Bauerreis: „ Die Entwicklung der Andechser Wallfahrt kann als Schulbeispiel für die Entwicklung Die Blutwallfahrt erinnert übrigens an die Gralsgeschichten, die im 11. Jhd von Frankreich ausgingen. Eine Wallfahrt zur Andechser Grafenzeit konnte allerdings bisher nicht nachgewiesen werden.
Am Ammersee gilt sein Schutz auch den Fischern. Als die Seldschuken begannen, Kleinasien zu erobern, brachten Kaufleute seine Gebeine nach Italien. 1o87. In Bari baute man eigens für ihre Aufbewahrung eine Kathedrale. Dort nahmen die Kreuzfahrer die Nikolausverehrung auf und gaben sie weiter. So auch die Andechser Grafen, die sich mit Kaiser Lothar 1137 längere Zeit in Bari aufgehalten haben. ( 4 ) Der letzte Andechser Burgbesitzer, Graf Heinrich IV Markgraf von Istrien, vergab - vor allem in seinem Todesjahr 1228,- viele Stiftungen an die Klöster Diessen, Schäftlarn, Benediktbeuern. Er bestimmte, daß in Benediktbeuern eine Messe vom Hl Kreuz jeden Freitag für ihn und seine lebenden und verstorbenen Anverwandten gelesen werde. Benedikt Kraft sieht in dieser Verordnung einen starken Impuls für das Freitagsgedenken des Leidens Christi überhaupt.
Die Bayrischen Herzöge erwirkten vom Papst für den Besuch der Heiltümer in München einen Jubelablaß. Er wurde am 1. Februar 1392 verkündet. In München als erster deutscher Stadt. Wer also nach München zu den Andechser Reliquien wallfahrtete, eine Woche blieb und insgesamt vier Kirchen besuchte: St.Peter, Liebfrauenkirche, Hl Geistspital mit Kirche und Jakobskirche, erreichte denselben Nachlaß seiner Sünden, wie eine Wallfahrt nach Rom bewirkt hätte. Eine Chronik berichtet von 6o ooo Pilgern in der Woche, die sich von den Heiltümern Trost und Stärkung erhofften. Es entstand ein großer Markt auf dem Roßmarkt, der dann Ablaßmarkt genannt wurde oder Indultum - Dult. Wann der Schatz nach Andechs zurück kam, ist nicht völlig gesichert. Jedenfalls hat ihn Bischof und Philosoph Nikolaus Cusanus im März 1451 auf Andechs selbst besichtigt. Hier zeigte man an den entsprechenden Festtagen die Reliquien im Fenster der heutigen Hedwigskapelle. Die vielen bedürftigen Menschen hatten in der Kirche gar nicht so viel Platz. Im Hochmittelalter galt die Andechser Wallfahrt als drittgrößte Wallfahrt in Deutschland neben Aachen und Trier. Um die Echtheit und um die richtige Datierung der einzelnen Gegenstände ist schon viel Widersprüchliches gesagt worden. Im Katalog wird die Entstehung des Elisabethkreuzes um 14oo angesetzt. Aber Benedikt Kraft schenkt dem überlieferten Klostertext eher Glauben, nach welchem Elisabeth das Kreuz zu ihrer Zeit von Papst Gregor IX erhalten hat.
Literatur: (1) Edmund Öfele „Gechichte der Grafen von Andechs „1877 (2) Katalog „Der Schatz vom Heiligen Berg Andechs“ zur Ausstellung im Nationalmuseum München 1967 (3) Karl Bosl „ Europäischer Adel im 12. / 13. Jhd „ 1967 (4) Benedikt Kraft „ Oberbayerisches Archiv“ Bamberg 1937
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