Andechs im Mittelalter
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        Andechser Enkel und Mongolensturm


„Und der Plan, den Ssubutai im Herzen Asiens aufstellte, sah einen Krieg von achtzehn Jahren für die Eroberung Europas vor.“ (Michael Pravdin: Die Erben Tschingis Chans)
 
Schon der große Andechser, Berthold IV, Herzog von Meranien, hat an der Befreiung der Stadt Konia in Kleinasien teilgenommen. Das war auf dem dritten Kreuzzug, 1189/0o
Damals waren es die Seldschuken.
Ursprünglich aus der Gegend von Buchara, waren sie über den Iran im allmählichen Vormarsch gegen Byzanz nach Westen vorgedrungen und hatten ihre Reiche gegründet.Längst Moslems geworden, machten sie nun den Feinden der christlichen Kreuzritter, den Fatimiden die Vorherrschaft streitig.
Im Jahr 1241 wurde das Abendland völlig überraschend von einem vernichtenden Sturm bedroht, dem Mongolensturm.
Ssubutai war ein Feldherr des Weltbezwingers Tschingis Chan. Er hatte bereits China unterworfen, die Nomadenstämme zwischen Altai- und Tientsangebirge gesammelt. Er hatte Transoxanien mit den Reichen Städten Buchara, Samarkand geplündert, den Choresm Schah zu Tode gehetzt. Dann weiter am kaspischen Meer entlang, durch Aserbeidschan bis Georgien, dessen christliches Heer er völlig zerschlug.
Die kaukasischen Bergvölker hatte er zersprengt und auf der Halbinsel Krim den genuesischen Handelshafen Sudak verbrannt.
Er überwand jeden Widerstand. Berge von in der Nacht fluorszinierenden Gebeinen zeugten von seiner Spur.
Weiter ging seine Jagd nach Westen mit 3o ooo Kriegern, am schwarzen Meer entlang.
1223 hat er den Russen die erste entscheidende Niederlage zugefügrt, an der Kalka.
 
Dann war er wieder gegen Osten geritten. Bis dahin hieß seine Aufgabe „Erkundigung“, noch nicht „Krieg“.
 
1227 starb Tschingis Chan. Sein Sohn Ugedei übernahm die Macht.Der Plan, die westlichen Länder zu unterwerfen, rückte zehn Jahre später ins Blickfeld der Geschichte.
Im Winter 1236 ließ Ssubutai alle Völker östlich der Wolga, von der Kama bis zum Schwarzen Meer, unterjochen. Die gefangenen Männer wurden einen Sommer lang in mongolischer Kampfesart gedrillt, und im Dezember 1237 überschritt das fast bis auf das Doppelte vergrößerte Heer die zugefrorene Wolga.

schlacht
Im März gab es keine nordrussischen Fürstentümer mehr. Das Schicksal Russlands war auf viele Jahre hinaus festgelegt.

Niemand in Europa ahnte die schreckliche Gefahr, niemand wusste, wie exakt ausgedacht der mongolische Feldzugsplan, wie genau unterrichtet die Feldherren über die Familienbeziehungen der europäischen Herrscherhäuser waren.


          Berthold IV Herzog v Meranien  + 12o4 OO Agnes von  Rochlitz – Wettin
          __________________________________I____________
         Hl Hedwig+ 1243                                                          Gertrud + 1213
   OO Heinrich Hzg                                                               OO Andreas II + 1235
      von Schlesien                                                                 König v Ungarn
                    I                                                ______________I___________
       Heinrich II +1241                           Hl Elisabeth       Bela IV       Koloman
      Hzg v Schlesien                             OO Ludwig       König v      + 1241 Hzg
      OO Anna von                                 Landgraf v        Ungarn       v Kroatien
      Böhmen                                         Thüringen        OO Maria     OO Salome
                                                                                        Laskaris      v Polen
                                                                     _____________I_________
                                                               Margarethe                  Margarethe
                                                               Katharina                    1242-127o
                                                               ++ 1242
 

Nächstes Ziel war das reiche und riesige Land Ungarn, das weiter im Westen bis an die Adria reichte.
Aber dessen König Bela IV, Sohn der Andechs – Meranierin Getrud, war verwandt mit den Herrschern der nach Norden anschließenden Fürstentümer.
 
karte

Herzog Heinrich von Schlesien

Um deren Hilfeleistung zu verhindern, mussten ihre Armeen gebunden werden.
Ssubutai teilte seine Streitmacht in drei Gruppen. Prinz Kaidu sollte mit der Nordgruppe Belas Vetter, den Herzog Heinrich von Schlesien, angreifen, den Sohn der Hl Hedwig. Die Südgruppe sollte unter Prinz Kadan Ungarn von Siebenbürgen her erstürmen, und Ssubutai wollte zusammen mit Batu, dem späteren Herrscher der Goldenen Horde, den Hauptschlag
Gegen die Königsstädte Gran und Pest führen.
 
Am 6. Dezember 124o war Kiew, die schönste und reichste Stadt Südrusslands, verwüstet. Die Toten konnten nicht begraben werden. Noch nach Jahren – berichteten Reisende – lagen unzählige Schädel und Gebeine umher.
Schreckenverbreitende Nachrichten von niedergebrannten Städten und Dörfern, von grausam getöteten Menschen gelangten in den Westen.
 
Aber Kaiser Friedrich II und Papst Innozenz IV kämpften um die Vorherrschaft.
Keiner hatte die Kraft oder die Möglichkeit, ein wirkungsvolles, großes Heer entgegen-
zustellen.
Drei polnische Heere wurden von den Mongolen zerschlagen. Am 24. März 1241 brannte Krakau nieder, Anfang April war die Gegend um Breslau verheert.
Und am 9. April nahm Herzog Heinrich – Sohn der Hl Hedwig – auf der Wahlstatt vor Liegnitz den Kampf gegen Kaidu und seine Mongolenarmee an.
Alle Edlen des Landes waren ihm zu Hilfe gekommen, dazu starke Unterstützung vieler Deutschritter aus der Umgebung. Auch der Markgraf von Mähren war da mit seinen Truppen.
Außerdem sollte der verwandte König Wenzel von Böhmen mit seinen 5o ooo Kriegern jeden Augenblick eintreffen.
Aber Heinrichs Heer wurde besiegt und fast völlig aufgerieben. Während die Stadt Liegnitz in Flammen stand, so wird berichtet, suchte die leidgebeugte Mutter, die Hl Hedwig, mit der Schwiegertochter zusammen, den Leichnam des jungen Herzogs.unter den vielen Opfern.
An dem nur wenigen bekannten Zeichen konnten sie ihn erkennen: Er war mit sechs Zehen zur Welt gekommen.
Sein Haupt hatten die Mongolen abgeschlagen und als Siegeszeichen auf einer Lanze vor den Mauern der Stadt aufgestellt.
 
Kaidu hatte gleichzeitig einen Truppenteil nach Norden gesandt, das litauische Heer war vernichtet, Ostpreußen, Westpreußen überrannt. Bis zur Ostsee gab es keinen nennenswerten Widerstand mehr. Im Westen wurden nur noch kampfbereite Truppen in Sachsen und Thüringen erspäht.
Aber Kaidu hatte schon den Befehl, nach Ungarn zu kommen und dieses Land, das bis zur Donau unterworfen war, zu plündern.
Er verwüstete auf dem Wege noch die mährischen Städte Troppau und Brünn. Von der Ostsee bis zum Donauknie war jeder Widerstand gebrochen.
 
 
König Bela von Ungarn

 König Bela in Ungarn hatte zwar alle Karpatenpässe rechtzeitig befestigen lassen und sie mit Wachmannschaften ausgerüstet. Aber noch während er mit seinen Magnaten über die weiteren Verteidigungsmaßnahmen verhandelte, 15. März 1241, erschienen Ssubutais Truppen vor Pest. Ein Keil war in das Land getrieben.
Gleichzeitig meldete man das Eindringen Kadans in Siebenbürgen.
Die Mongolen plünderten im Land, wichen aber vor den Angriffen der Ungarn zurück, sodaß König Bela sie mit seinem Heer nach Osten verfolgte, wo sich die beiden Armeen dann am Sajofluß gegenüberstellten.
Auch Belas Bruder Koloman, Herzog von Kroatien, war zur Stelle. Er warf die angreifenden Mongolen zunächst in den Fluß zurück. Aber am anderen Tag, am 11. April – gleichzeitig mit der Erstürmung von Hermannstadt – wurde die ungarische Armee vernichtend geschlagen.
Koloman entkam und floh nach Kroatien, wo er kurz darauf an seinen schweren Verwundungen starb. 1241.
Auch König Bela konnte fliehen. Er gelangte zunächst  nach Pressburg, wo er von seinem Verwandten, dem Herzog Friedrich von Österreich, noch obendrein erpresst wurde.
Flehentlich rief König Bela Kaiser, Papst, Fürsten um Hilfe gegen die Mongolen an, erhielt aber nichts als Vertröstungen oder Bedingungen.
Um den Kampf zu erleichtern, sollte der Ungarnkönig zuerst gefangen werden, bevor die Mongolen nach Westen weiterstürmten.
Prinz Kadan suchte und hetzte hinter ihm her. Im Januar 1242 befand König Bela sich noch in Zagreb. Im Februar wurde er von Kadan bis ans Adriatische Meer verfolgt, wo es bei der Insel Rab zu einem Seegefecht kam.
König Bela floh mit seiner Famile die dalmatinische Küste entlang, Kadan immer auf den Fersen.

         sarg
        
über dem Portal des Dioclanmausoleums in Split gibt es einen             kleinen Steinsarg mit den Gebeinen der beiden auf der Flucht             verstorbenen Kinder des Königs
 

 
Im Hinterland von Split, in Klis, starben die beiden Kinder des Königs, Margarethe und Katharina.
Ihre Gebeine werden in einem kleinen Steinsarkophag über dem Portal der Kathedrale zu Split aufbewahrt.
          müetze

Noch im März fand König Bela Aufnahme in der Stadt Trogir. Zum Dank soll er eine kostbare, mit Perlen bestickte Kopfbedeckung hinterlassen haben, die heute noch im Domschatz gezeigt wird.


Kadan verlangte die Auslieferung des Königs, er drohte mit Erstürmung der Stadt.

König Bela floh auf eine kleine, vorgelagerte Insel, seither Kraljevac genannt.
(Kralje = König)
Ssubutai bereitete den nächsten Feldzug vor. Seine Truppen machten Ausfälle in die Gegend von Wien.
Da erhielt er den Befehl, sofort den gesamten Vormarsch abzubrechen und in die Mongolei zurückzukehren. Ugedei, der Cha – Chan war gestorben. Ein neues Oberhaupt musste gewählt werden.

Europa konnte aufatmen.
Der Plan, Europa in Weideland zu wandeln, war aufgeschoben.
 
König Bela gilt als einer der bedeutendsten Arpadenherrscher. Er baute sein zerstörtes Land wieder auf. Er legte Burgen an, weil er eine Wiederholung der Mongolenangriffe fürchtete. Seine Gemahlin, Maria Laskaris, gab für den Aufbau ihren Schmuck. Am Dom zu Split hat man ihrer in einer kleinen Figur gedacht.
 
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 Dom zu Split, Maria Laskaris,  Foto Gautier
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König Bela IV, Gertruds Sohn, Bruder der Hl Elisabeth, gründete die Pester Burg, die Matthiaskirche. Margaretheninsel und Margarethenbrücke sind nach seiner Tochter benannt, die anscheinend in dem Krisenjahr 1242, geboren wurde und ihr Leben als Äbtissin im Dominikanerkloster Auf der Insel verbrachte.
 

Literatur
 
Michael Pravdin „Das Erbe Tschingis Chans“ Stuttgart 1938
Kathedrale des Hl Dominikus in Split, Zagreb 1983
Trogir und Umgebung, Zagreb 1983